Mülheim, 20. Februar 2020. Der „Masterplan Medizinstudium 2020“ führt eine stärkere Praxisorientierung von Studium und Prüfungen und eine differenziertere Auswahl der Bewerber ein. Erklärtes Ziel ist auch die Stärkung der Allgemeinmedizin. Eine „Landarztquote“ soll für mehr hausärztlichen Nachwuchs sorgen und wurde in NRW bereits eingeführt.
Im Dezember hat das Bundesministerium für Gesundheit auch den Arbeitsentwurf für eine neue Approbationsordnung für Ärzte vorgelegt. Damit reagiert die Politik auf wachsende Herausforderungen im Gesundheitswesen wie Landarztmangel und eine alternde Gesellschaft. Wird es den Fakultäten und den Bundesländern gelingen, diese Punkte sinnvoll umzusetzen? Was bedeutet die Reform für die Studierenden? Diese und weitere Fragen diskutierte der Vorsitzende der Kreisstelle Mülheim, Hausarzt Uwe Brock, auf dem 12. „Forum Gesundheit“ am 18. Februar 2020 mit Vertretern aus Lehre, Praxis und der Bundesvereinigung der Medizinstudierenden.
Die Mülheimer Bürgermeisterin Margarete Wietelmann umriss die Herausforderung der praktischen Umsetzung des Masterplans 2020, den Vertreter von Bund und Ländern vor fast drei Jahren nach langem Ringen beschlossen haben. Auch Nils B. Krog, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Mülheim, betonte die Bedeutung der geplanten Approbationsordnungsänderungen für die Ausrichtung der Ausbildung zukünftiger Ärztinnen und Ärzte.
Professor Dr. Jana Jünger, MME, Direktorin des Instituts für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) in Mainz, stellte in ihrer Key Note die Meilensteine der Umsetzung des Masterplans und der neuen Approbationsordnung als Chance für Reformen vor. In dem Arbeitsentwurf zur neuen ÄApprO soll die Verknüpfung von Theorie und Praxis einen größeren Stellenwert erhalten. Übergeordnete Kompetenzen sollten durchgängig gelehrt und in die klinischen Fächer integriert werden. Auch die Allgemeinmedizin werde im Studium gestärkt und damit eine wichtige Forderung umgesetzt.
Auch sind neue, praxisnahe Prüfungsformen als zentrales Steuerungselement vorgesehen: Insbesondere der vollkommen neu strukturierten Prüfung am Patienten soll zukünftig eine besondere Bedeutung zukommen. Darüber hinaus soll das neue Prüfungsformat „Objective Structured Clinical Examination“ (OSCE) als strukturierte klinisch-praktische Prüfung eingeführt werden.
Neben den Prüfungsinhalten wurden neue Absolventenprofile definiert, die seit November 2019 in den IMPP-Gegenstandskatalog integriert sind und zeigen, was Studierende am Ende des Studiums beherrschen müssen, wenn sie die Weiterbildung zum Facharzt beginnen. Für die Zukunft bedeute dies eine Neuausrichtung hin zu einem interdisziplinären Denken und einer patientenzentrierten Versorgung.
In der vom geschäftsführenden Arzt der Ärztekammer Nordrhein Ulrich Langenberg moderierten Podiumsdiskussion stellten Univ.-Professor Dr. Joachim Fandrey, Studiendekan der Uni Duisburg-Essen, und Martin Jonathan Gavrysh vom Vorstand der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland ihre Sicht auf die Veränderungen der Approbationsordnung und der Lehre des Medizinstudiums dar.
In einem Schlusswort fasste der Präsident der Kammer Rudolf Henke die Beiträge in pointierter Weise zusammen und entließ die knapp 100 Zuhörer nach einem spannenden und erkenntnisreichen Abend zum interkollegialen Austausch beim Get Together im „Kleinen Kasino“ des Evangelischen Krankenhauses Mülheim.
Dr. phil. Ulrike Schaeben
Ein Bericht über die Veranstaltung ist auch in der April-Ausgabe des Rheinischen Ärzteblattes zu lesen.