Düsseldorf, 17.02.2020.154 Ärztinnen und Ärzte nahmen am 14. Februar 2020 an der Fortbildungsveranstaltung „Aktuelles zum Umgang mit Antibiotika im Praxisalltag“ des Instituts für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein (IQN) im Düsseldorfer Haus der Ärzteschaft teil. Dr. Carsten König M. san., Stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) begrüßte die Anwesenden. „Wir haben in Deutschland ein Ost-West-Gefälle bei der Antibiotikaverordnung. In den östlichen Bundesländern werden deutlich weniger Antibiotika eingesetzt als im Westen. In NRW beispielsweise verordnet man 10 Prozent mehr als der Bundesdurchschnitt.“ Ziel sei es deshalb, weiter daran zu arbeiten, sowohl Ärztinnen und Ärzte als auch Patientinnen und Patienten besser und genauer zu informieren. In NRW gebe es viele Aktionen, wie die aktuelle Antibiotikawoche des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW oder das RESIST-Projekt der KVNO.
Dr. rer. nat. Holger Neye, Leiter der Abteilung Pharmakotherapieberatung der KVNO, stellte aktuelle Zahlen zum RESIST-Projekt vor. "Erste Ergebnisse zeigen, dass die am Projekt teilnehmenden Mediziner ihre Verordnungsrate während der Influenzasaison 2018 im Vergleich zum Vorjahr senken konnten“, sagte Neye. Seit dem 2. Quartal 2019 können Ärztinnen und Ärzte über das Portal der KVNO zudem eine praxisindividuelle Auswertung ihrer Antibiotikaverordnungen einsehen.
Ich denke jeder Hausarzt spricht den Satz ‚Wenn es in zwei bis drei Tagen nicht besser wird, kommen Sie wieder‘ mehrmals am Tag aus. Auch das ist Teil unserer lokalen Resistenzvermeidung“, so Dr. André Schumacher, Facharzt für Allgemeinmedizin aus Düsseldorf. Man müsse seine Antibiotikaverordnungen im Auge behalten und einen rationalen Einsatz anstreben.
„Experten schätzen, dass wir bis 2050 weltweit knapp 10 Millionen Tote wegen Antibiotikaresistenzen verbuchen werden“, so Privatdozentin Dr. Dipl. chem. Norma Jung, Oberärztin der Klinik I für Innere Medizin am Universitätsklinikum Köln. „Wir müssen valide Daten erheben und Investitionen fördern, um die Produktion von Antibiotika voran zu treiben“, so die Ärztin. Wichtig sei es ein Bewusstsein für das Problem zu schaffen und die Hygiene in ambulanten und stationären Einrichtungen zu verbessern.
Einen ausführlichen Artikel zu der Fortbildungsveranstaltung finden Sie in der Aprilausgabe des Rheinischen Ärzteblattes.
vl