Leverkusen/Düsseldorf, 15. Februar 2016. Das Perinatalzentrum im Klinikum Leverkusen, in dem pro Jahr mehr als 1.600 Kinder zur Welt kommen, hat eine im Rheinland erstmals praktizierte Qualitätsprüfung der personellen, apparativen und baulichen Voraussetzungen für die Versorgung von Schwangeren und Neugeborenen erfolgreich durchlaufen. Ein von der Ärztekammer Nordrhein am Montag 15. Februar 2016 übergebenes Zertifikat bestätigt dem Zentrum: Es erfüllt alle Anforderungen, um auch frühgeborene und durch Krankheiten gefährdete neugeborene Kinder auf dem vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) festgelegten Standard eines spezialisierten „Perinatalzentrums Level 1“ versorgen zu können.
Die Qualitätsanforderungen für die Versorgung von Früh- und Reifgeborenen hat der G-BA in einer Richtlinie definiert. Diese legt Mindestanforderungen an die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität sowie die Zuweisungs- und Aufnahmekriterien für vier Versorgungsstufen fest (Perinatalzentrum Level 1, Perinatalzentrum Level 2, Perinataler Schwerpunkt und Geburtsklinik).
Perinatalzentren müssen über hochqualifiziertes pflegerisches und ärztliches Personal in ausreichender Zahl verfügen, außerdem über hochwertige medizinische Geräte, spezifische Therapiemöglichkeiten sowie eine auf die Bedürfnisse „rund um die Geburt“ ausgerichtete bauliche Ausstattung.
Zum freiwilligen Zertifizierungs-Verfahren der Ärztekammer gehört eine Begehung des Perinatalzentrums durch erfahrene ärztliche Auditoren. „In einer sachverständigen und unabhängigen Prüfung können die Perinatalzentren nun den Nachweis führen, dass sie die Qualitätsvorgaben des G-BA tatsächlich erfüllen, und dies dann auch öffentlich darstellen“, sagte der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke. Die Ärztekammer Nordrhein bietet das im Landesteil Westfalen-Lippe bereits etablierte Zertifizierungsverfahren jetzt allen Perinatalzentren in Nordrhein (Regierungsbezirke Köln und Düsseldorf) an.
Über die G-BA-Kriterien hinaus wird von der Ärztekammer Nordrhein bei der Zertifizierung auch die Zusammenarbeit mit Kliniken anderer Versorgungsstufen (Kooperation mit den umliegenden, anderen Kliniken mit geburtshilflichem Schwerpunkt ohne eigene Kinderklinik) bis hin zu Aus- und Weiterbildungskonzepten berücksichtigt, dies um zukünftigen Kinderärzten Erfahrungen im Umgang mit den besonders kranken oder unreif geborenen Kindern gezielt zu vermitteln.
Die medizinische und pflegerische Versorgung von Schwangeren und Neugeborenen gehört zu den äußerst sensiblen Bereichen der Medizin. Dies gilt besonders für Frühgeborene. Fast jedes 10. Kind kommt statistisch gesehen zu früh zur Welt. Pro Jahr werden in Deutschland rund 63.000 Kinder vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren. Bei ca. 8.000 davon handelt es sich um Extrem-Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 g, die zumeist vor der 30. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen.
Die Fortschritte in der Geburtshilfe und Neonatologie in den vergangenen drei Jahrzehnten haben dazu geführt, dass die Sterblichkeit (Mortalität) von Frühgeborenen mit extrem niedrigen Geburtsgewicht unter (1.250 Gramm) bzw. mit extremer Unreife unter 28 Schwangerschaftswochen (SSW) kontinuierlich abgenommen hat. Während noch Ende der 1970er Jahre die Überlebensraten unter 30 Prozent lagen, stiegen sie auf über 70 Prozent in den 1990er Jahren und liegen heute bei über 80 Prozent.
In Deutschland gibt es derzeit 222 Perinatalzentren, 162 davon sind als Perinatalzentrum Level 1 ausgewiesen und behandeln Frühgeborene auch unter 1.250 Gramm sowie Schwangere mit Drillingen oder mehr Mehrlingen. Im Klinikum Leverkusen entbinden jährlich ca. 1.600 Frauen, insgesamt werden mehr als 5.000 Frauen pro Jahr betreut. In der Klinik für Kinder und Jugendliche werden jährlich ca. 700 kranke Neugeborene stationär behandelt, von denen 70 mit einem Gewicht von weniger als 1.500 Gramm auf die Welt kamen.
Privat-Dozent Dr. Joachim G. Eichhorn, Direktor der Klinik für Kinder und Jugendliche, erklärt: „Das Perinatalzentrum Leverkusen gehört zwar nicht zu den ganz großen in Deutschland, liefert aber Neonatologie auf höchstem Niveau. Daher sind wir froh, dass die vom G-BA geforderten Voraussetzungen für diese besondere Versorgung nun auch von der Ärztekammer Nordrhein als einer unabhängigen Stelle so überprüft werden konnte und zertifiziert wurde.“
Werdende Eltern und einweisende Ärzte können seit Anfang Dezember auf der Website www.perinatalzentren.org die Ergebnisdaten zur Behandlungsqualität aller derjenigen Krankenhäuser einsehen, die für die Versorgung von Frühgeborenen mit sehr niedrigem Geburtsgewicht zugelassen sind, wie der Gemeinsame Bundesausschuss Anfang Dezember mitgeteilt hat.