Antrag I - 41
Antragsteller:
Dr. Patricia Aden als Delegierte der Ärztekammer Nordrhein
Eeva-Kristiina Akkanen-vom Stein als Delegierte der Ärztekammer Nordrhein
Christa Bartels als Delegierte der Ärztekammer Nordrhein
Prof. Dr. Bernd Bertram als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Uwe Brock als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Wieland Dietrich als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Dr. Christiane Friedländer als Delegierte der Ärztekammer Nordrhein
Dr. Oliver Funken als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Martin Grauduszus als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Prof. Dr. Reinhard Griebenow als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Dr. Christiane Groß, M.A. als Delegierte der Ärztekammer Nordrhein
Angelika Haus als Delegierte der Ärztekammer Nordrhein
PD Dr. Hansjörg Heep als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Dr. Heiner Heister als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Dr. Rainer M. Holzborn als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Dr. Friedrich Wilhelm Hülskamp als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Prof. Dr. Gisbert Knichwitz als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Dr. Christian Köhne als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Dr. Carsten König, MPH als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Michael Krakau als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Michael Lachmund als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Dr. Guido Marx als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Dr. Anja Maria Mitrenga-Theusinger als Delegierte der Ärztekammer Nordrhein
Dr. Dieter Mitrenga als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Dr. Wilhelm Rehorn als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Dr. Lothar Rütz als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Fritz Stagge als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Dr. Gabriele Wöbker als Delegierte der Ärztekammer Nordrhein
Bernd Zimmer als Delegierter der Ärztekammer Nordrhein
Kommunikation ist zentraler Bestandteil jeder ärztlichen Tätigkeit in der
Patientenversorgung. Eine gelingende Arzt-Patienten-Kommunikation ist von
entscheidender Bedeutung für Sicherheit und Erfolg der ärztlichen Behandlung. Gute
Kommunikation entspricht den Erwartungen von Patientinnen und Patienten und dem beruflichen Selbstverständnis von Ärztinnen und Ärzten.
Der 117. Deutsche Ärztetag 2014 sieht mit Sorge, dass sich die Rahmenbedingungen für
die Arzt-Patienten-Kommunikation im deutschen Gesundheitswesen immer weiter
verschlechtern. Ökonomisierung, Bürokratisierung und Schematisierung der Medizin
drohen die zuwendende Begegnung von Arzt und Patient in den Hintergrund zu drängen.
Der 117. Deutsche Ärztetag 2014 formuliert folgende Forderungen, um die Arzt-Patienten-
Kommunikation neu zu stärken:
1. Kommunikationskompetenz schon im Medizinstudium fördern
Die sozialen und kommunikativen Kompetenzen von (künftigen) Ärztinnen und
Ärzten sind schon während des Medizinstudiums fortlaufend gezielt zu fördern. Der
Deutsche Ärztetag begrüßt vor diesem Hintergrund die entsprechenden Inhalte des
Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkataloges Medizin (NKLM) und die an
vielen medizinischen Fakultäten ergriffenen Initiativen. Der Deutsche Ärztetag
fordert, auf dieser Grundlage die kommunikative Kompetenz zu einem
Schwerpunkt in der Ausbildung der zukünftigen Ärztinnen und Ärzte zu machen.
2. Kommunikation als Schlüsselkompetenz in der Weiterbildung verankern
Die kommunikativen Kompetenzen von Ärztinnen und Ärzten sind auch in der
Weiterbildung noch stärker zu fördern. Dazu sind sie im allgemeinen Teil der
Weiterbildungsordnung ausdrücklich als Weiterbildungsziel zu benennen. Die
Ärztekammern sind gefordert, Weiterbilder und Weiterzubildende durch
entsprechende Angebote aktiv dabei zu unterstützen, die kommunikativen
Kompetenzen über die gesamte Zeit der Weiterbildung hinweg fortzuentwickeln.
3. Innovative Fortbildungsangebote entwickeln
Kommunikation muss in der ärztlichen Fortbildung eine größere Rolle spielen.
Dazu sollten entsprechende Module auch in fachspezifische Fortbildungen
integriert werden. Die Landesärztekammern sind aufgerufen, Ärztinnen und Ärzte
durch innovative Fortbildungsangebote bei der Weiterentwicklung ihrer
kommunikativen Kompetenzen zu unterstützen. Diese Fortbildungsangebote
müssen dem besonderen Charakter der Arzt-Patienten-Kommunikation Rechnung
tragen.
4. Sprachliche und interkulturelle Kompetenz sichern
In unserem Gesundheitswesen leisten ausländische Ärztinnen und Ärzte einen
wichtigen Beitrag zur Versorgung. Voraussetzung dafür ist die sichere
Beherrschung der deutschen Sprache im allgemein- wie fachsprachlichen Kontext.
Im Interesse einer an der ärztlichen Versorgungsrealität ausgerichteten Beurteilung
ist die Überprüfung der fachsprachlichen Kompetenz bundesweit ausschließlich in
die Zuständigkeit der Landesärztekammern zu legen.
Neben der sprachlichen Kompetenz spielt für eine gelingende Kommunikation auch
die interkulturelle Sensibilität eine wichtige Rolle – dies gilt angesichts einer großen Zahl von Patientinnen und Patienten aus anderen Kulturkreisen für deutsche und ausländische Ärztinnen und Ärzte gleichermaßen. Die Ärztekammern sind aufgefordert, die interkulturelle Kompetenz von Ärztinnen und Ärzten durch
entsprechende Fortbildungsangebote zu stärken.
5. Durch Kooperation Freiräume für die Arzt-Patienten-Kommunikation schaffen
Ärztinnen und Ärzte erwarten von kooperativen Versorgungsansätzen und einer
sinnvollen Aufgabenteilung innerhalb der Gesundheitsfachberufe, dass ihnen
wieder mehr Zeit für ihre eigentlichen ärztlichen Kernaufgaben zur Verfügung steht.
Diese liegen in der unmittelbaren persönlichen Zuwendung zum Patienten, im
Gespräch mit ihnen und den Bezugspersonen, bei der Untersuchung und bei der
Behandlung. Auf dieser Grundlage werden Ärztinnen und Ärzte ihrer
Gesamtverantwortung für den Untersuchungs- und Behandlungsprozess gerecht
und können sich in eine koordinierende und transparente Zusammenarbeit in
multiprofessionellen Teams im Gesundheitswesen einbringen. Für den Erfolg
dieser Zusammenarbeit ist neben der Kommunikation mit dem Patienten auch die
Kommunikation innerhalb der Gesundheitsfachberufe von entscheidender
Bedeutung. Eine gelingende interprofessionelle Kommunikation schafft auch die
Basis dafür, die Möglichkeiten der Delegation ärztlicher Tätigkeiten in einer
vertrauensvollen Zusammenarbeit auszuschöpfen, ohne die Qualität und Sicherheit
der Behandlung durch die Substitution ärztlicher Tätigkeiten zu gefährden.
6. Bürokratie abbauen
Die stetig zunehmende Bürokratie in Arztpraxen und Krankenhäusern entzieht der
Arzt-Patienten-Begegnung Zeit. Nach Feststellungen des Nationalen
Normenkontrollrates unterliegen zum Beispiel Arztpraxen inzwischen mehr als 500
Informationspflichten. Der Deutsche Ärztetag fordert Politik und Selbstverwaltung
zu einer maximal möglichen Entlastung von Verwaltungsarbeiten im
Gesundheitswesen für Patienten und Ärzte auf, damit wieder mehr Zeit für den
unmittelbaren Arzt-Patienten-Kontakt zur Verfügung steht.
7. Vergütungssysteme neu ausrichten
Aktuell werden Ärztinnen und Ärzte, die sich Zeit für das Gespräch mit ihren
Patienten nehmen, durch die ökonomischen Rahmenbedingungen und die
Anreizstrukturen der Vergütungssysteme nicht gefördert, sondern im Gegenteil
vielfach benachteiligt. Die Unterfinanzierung von Beratungsleistungen in
verschiedenen Bereichen ärztlicher Tätigkeit stellt gute ärztliche Kommunikation
mit dem Patienten als Grundlage für den Heilerfolg infrage. Deswegen sind die
bestehenden Vergütungssysteme kritisch bezüglich ihrer Auswirkungen auf die
Arzt-Patienten-Kommunikation zu hinterfragen. Dies ist in den aktuellen
Diskussionen um das DRG-System, das pauschalierende Entgeltsystem für
psychiatrische und psychosomatische Einrichtungen (PEPP), den haus- und
fachärztlichen Teil des Einheitlichen Bewertungsmaßstabs (EBM) und für die
überfällige Novellierung der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) besonders zu beachten.
Der 117. Deutsche Ärztetag 2014 fordert die Bundesärztekammer und alle Ärztekammern
auf, diese Forderungen durch zielgerichtete Initiativen und Projekte aufzugreifen und beim
nächsten Deutschen Ärztetag über die Ergebnisse zu berichten. Auf dieser Basis kann
der 118. Deutsche Ärztetag im Jahr 2015 über Konsequenzen und notwendige weitere
Schritte beraten.