Düsseldorf, 7.10.2022. Mit der Aufforderung, die bewährten Strukturen der ärztlichen Selbstverwaltung zu erhalten, zu stärken und weiter auszubauen, hat sich der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK) an die Politik gewandt. "Die institutionelle Selbstverwaltung ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal des deutschen Gesundheitswesens", sagte Dr. Klaus Reinhardt anlässlich des Festaktes zum 75-jährigen Jubiläum der BÄK am 6. Oktober in Berlin. Aufgrund ihrer Sachkenntnis, ihrer Nähe zur Praxis und der Bindung zu ihren Mitgliedern regelten die ärztlichen Selbstverwaltungsorganisationen viele Details besser als die Politik es könnte.
Die Bundesärztekammer habe sich seit ihrer Gründung im Jahr 1947 als Interessenvertretung aller Ärztinnen und Ärzte in Deutschland etabliert, erklärte Reinhardt. Er verwies auf ihre konstruktiven Vorschläge für die Sicherung und Fortentwicklung einer qualitativ hochwertigen und patientenorientierten Gesundheitsversorgung in Deutschland. "Oft ist es ihr gelungen, diese in die politische Debatte ebenso einzubringen wie in die konkrete Gesetzgebung auf Bundesebene", so Reinhardt. "Damit schaffen wir Ärztinnen und Ärzte über unser eigenes berufliches Wirken hinaus einen ethischen, ökonomischen und kulturellen Mehrwert für die Gesellschaft." Zugleich sei die BÄK in medizinisch-ethischen Fragen eine wichtige Instanz und erfülle unmittelbare gesetzliche Aufgaben etwa im Rahmen der Qualitätssicherung oder der Transplantationsmedizin.
Reinhardt zufolge nimmt der Druck auf die Selbstverwaltung allerdings zu und sie werde zunehmend in ihren Kompetenzen beschnitten.
Die Bundesärztekammer begeht ihr 75-jähriges Jubiläum im Rahmen der Generalversammlung des Weltärztebundes, die vom 5. bis 8. Oktober im Berlin tagt. Der Weltärztebund feiert ebenfalls sein 75-jähriges Bestehen.
75 Jahre BÄK: Rede von Dr. Klaus Reinhardt (BÄK/YouTube)
MBO