Düsseldorf, 21.9.2022. Nach dreijähriger Coronapause fand Mitte September zum ersten Mal wieder der Sommerempfang der Ärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein im Haus der Ärzteschaft in Düsseldorf statt. In seiner Ansprache an die rund 120 Gäste machte der Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein, Bernd Zimmer, auf den Personalmangel und die daraus folgende Überlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Krankenhäusern und Praxen aufmerksam. „Ein Viertel der jungen Ärztinnen und Ärzte in den Krankenhäusern möchten lieber heute als morgen wieder aufhören“, monierte Zimmer. „Wir sind nun alle gefordert, daran etwas zu ändern“, sagte der Hausarzt. Der Fachkräftemangel sei nicht die Konsequenz schlechter Motivation, sondern schlechter Arbeitsbedingungen.
Kritik übte Zimmer auch an den Sparplänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, um das Defizit der gesetzlichen Krankenversicherung von rund 17 Milliarden Euro auszugleichen. Die geplante Abschaffung der Neupatientenregelung, die eine extrabudgetäre Vergütung der Leistungen für diese Patientengruppe vorsieht, sei nicht nachvollziehbar, sagte er in Richtung des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann, der unter den Gästen war. Zimmer warb außerdem dafür, die Infektionssprechstunden in den Praxen beizubehalten. Das Konzept habe sich bewährt und die Praxen „übten“ so für den Fall, dass die Patientenzahl bei einer nächsten Infektionswelle wieder steige.
Für NRW-Gesundheitsminister Laumann ist die Personalfrage die größte Herausforderung im Gesundheitswesen. Es brauche mehr Medizinstudienplätze, um den Personalmangel im ärztlichen Bereich zu beheben, sagte er in seiner Ansprache. Mit der Schaffung der medizinischen Fakultät in Bielefeld und der Verdopplung der Zahl der Medizinstudierenden an der Universität Witten-Herdecke seien bereits 380 zusätzliche Studienplätze geschaffen worden, diese Zahl solle weiter steigen, so Laumann.
Wie sich die Gesundheitspolitik in den kommenden Jahren gestalte, sei zurzeit – auch finanziell – nicht in jedem Punkt absehbar. Neben den Corona- und Fluthilfen belasteten nun auch die Inflation sowie die Preisexplosionen bei den Energiekosten infolge des Ukrainekriegs den Haushalt. Das dritte Entlastungspaket der Bundesregierung sehe abermals eine Belastung von drei Milliarden Euro für den NRW-Haushalt vor. Ohne Einsparungen an anderer Stelle sei die Situation nicht zu stemmen, zeigte sich Laumann überzeugt.
Einen ausführlichen Bericht zum Sommerempfang lesen Sie im Rheinischen Ärzteblatt.
jf