Essen, 18.5.2023. Der 127. Deutsche Ärztetag in Essen hat Dr. Klaus Reinhardt erneut zum Präsidenten der Bundesärztekammer (BÄK) gewählt. Der 62-jährige Allgemeinmediziner aus Bielefeld steht damit für weitere vier Jahre an der Spitze der deutschen Ärzteschaft. Reinhardt ist seit 29 Jahren als Facharzt für Allgemeinmedizin niedergelassen. Er ist seit zwölf Jahren Vorsitzender des Hartmannbundes, seit vier Jahren Präsident der Bundesärztekammer und dort seit 2016 Vorsitzender des Ausschusses „Gebührenordnung“.
Reinhardt konnte sich im ersten Wahlgang mit 125 zu 122 Stimmen gegen seine Mitbewerberin aus dem BÄK-Vorstand, Dr. Susanne Johna, durchsetzen. In seiner Vorstellungsrede vor den Delegierten verwies Reinhardt darauf, dass es der Bundesärztekammer in den vergangenen vier Jahren seiner Präsidentschaft trotz Pandemie gelungen sei, wesentliche Akzente in der Gesundheitspolitik zu setzen. Erfolgreich habe man Themen wie Kommerzialisierung des Gesundheitswesens, investorengetragene Medizinische Versorgungszentren oder Klima und Gesundheit in die öffentliche Debatte tragen können. Die Herausforderungen für die kommenden Jahre seien allerdings immens. „Wir brauchen einen echten Paradigmenwechsel in der Gesundheitspolitik“, forderte Reinhardt. „Der Wettbewerb unter planwirtschaftlichen Vorgaben ist gescheitert.“ Gesundheit sei kein Kostenfaktor, sondern Teil der Daseinsfürsorge in unserer Gesellschaft.
Die bei der Abstimmung nur knapp unterlegene erste Vorsitzende des Marburger Bundes wurde mit großer Mehrheit als Vizepräsidentin der BÄK gewählt. Susanne Johna erhielt 206 der 239 abgegebenen Stimmen. Die Oberärztin für Krankenhaushygiene in Rüdesheim ist seit 2016 Mitglied im Vorstand der BÄK. Johna betonte vor den Delegierten die Bedeutung von Kooperation und Koordination zur Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung. Sektorengrenzen müssten überwunden werden, wo sie einer guten Versorgung entgegenstehen. Wie zuvor auch Reinhardt forderte Johna eine bessere Beteiligung der Bundesärztekammer an versorgungsrelevanten Entscheidungen.
Als weitere Vizepräsidentin wurde Dr. Ellen Lundershausen in ihrem Amt bestätigt. Die Präsidentin der Landesärztekammer Thüringen, niedergelassene Fachärztin für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde in Erfurt, kam auf 168 der 248 abgegebenen Stimmen. In Anbetracht der Herausforderungen durch die Kommerzialisierung des Gesundheitswesens rief Lundershausen die Ärzteschaft zur Geschlossenheit auf. Ärztinnen und Ärzten seien ausschließlich den Patientinnen und Patienten verpflichtet. „Deshalb gehören Praxen nicht in die Hände von Investoren, Krankenhäuser nicht an die Börse.“
Abschließend wurden noch zwei „weitere“ Vorstandsmitglieder der Bundesärztekammer gewählt – dies sind Ärztinnen oder Ärzte, die nicht gleichzeitig Präsidentin oder Präsident einer Ärztekammer sind. Christine Neumann-Grutzeck, Präsidentin des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten, Ärztin in einer diabetologischen Schwerpunktpraxis in Hamburg-Harburg, erhielt 122 von 240 gültigen Stimmen. Dr. Andreas Botzlar, zweiter Vorsitzender des Marburger Bundes, chirurgischer Oberarzt an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Murnau, kam auf 139 von 238 gültigen Stimmen.
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