Düsseldorf, 23.5.2023. Vor den negativen Folgen einer Legalisierung von Cannabis für die Gesundheit insbesondere von Kindern und Jugendlichen sowie für die ambulante medizinische und psychotherapeutische Versorgung haben heute (23.5.) in Düsseldorf Vertreter der Ärzteschaft und der Psychologischen Psychotherapeuten gewarnt. Nach Ansicht des Präsidenten der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, konterkariert die von der Ampelkoalition angestrebte Legalisierung die Anstrengungen für eine allgemeine Konsumreduzierung von Suchtmitteln erheblich. Statt die Verfügbarkeit und Erreichbarkeit neuer Suchtmittel zu ermöglichen, forderte Henke, gezielte und evaluierte Präventionsstrategien in Schule, Freizeit und Arbeitswelt auszubauen, um den Suchtmittelkonsum möglichst zu verhindern. Außerdem müssten frühe Hilfen für Suchtkranke ausgeweitet werden.
Die Politik nehme im Falle einer Legalisierung schwerwiegende Gefahren für die Gesundheit von Jugendlichen bewusst in Kauf, kritisierte Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO). Cannabis habe ein hohes Sucht- und Nebenwirkungspotenzial, das Lern- und Gedächtnisleistungen vermindern könne und die Risiken für psychische Erkrankungen erhöhe. Die breite legale Verfügbarkeit der Droge werde mithin zu einem deutlich höheren psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlungsbedarf führen, den das bereits heute extrem belastete Versorgungssystem zusätzlich bewältigen müsse.
Das geplante Gesetz zur Cannabislegalisierung trage weder, wie von der Regierungskoalition behauptet, zur Verbesserung des Kinder- und Jugendschutzes bei noch zur Zurückdrängung von Schwarzmarkt und Drogenkriminalität, sagte Dr. Carsten König, stellvertretender Vorsitzender der KVNO. Denn für Jugendliche unter 18 Jahren bleibe der Erwerb von Cannabis über entsprechende Clubs verboten. Dazu komme, dass die Legalisierung der Droge und ihre Einordnung als Genussmittel suggeriere, dass der Konsum so schlimm nicht sein könne.
Mit der Verfügbarkeit von Cannabis werde der Hilfebedarf nach psychotherapeutischen Leistungen steigen, prognostizierte auch der Präsident der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen, Gerhard Höhner. Dabei arbeiteten die Kolleginnen und Kollegen im Land bereits heute oftmals am Limit und könnten den Versorgungsbedarf der Patientinnen und Patienten teils nur unzureichend decken.
Die Vertreter der Ärzteschaft und der Psychologischen Psychotherapeuten begrüßten vor diesem Hintergrund Äußerungen von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, der eine Legalisierung von Cannabis ablehne. Der Minister könne sich der Unterstützung von Ärzten und Psychologischen Psychotherapeuten im Land sicher sein, erklärte KVNO-Vize König. Sollte die Legalisierung umgesetzt werden, drohe eine Entwicklung, deren negative Folgen für die gesamte Gesellschaft vermutlich immens wären.
Die Ampelkoalition plant, den Konsum von Cannabis unter Auflagen zu erlauben. Anbau und Abgabe zum Eigenkonsum sollen für Erwachsene über sogenannte Anbauvereinigungen organisiert werden. Zudem sollen Höchstabgabemengen sowie Maximalwerte für den THC-Gehalt vorgeschrieben werden. Die Abgabe über weitere Verkaufsstellen soll in Modellregionen erprobt werden. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung soll ihr Präventionsangebot für Cannabis-Konsumentinnen und Konsumenten ausbauen.
HK