Die „Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Ärzte“, kurz AUA, wirbelte den 77. Deutschen Ärztetag im Jahr 1977 in Berlin kräftig durcheinander. Dies berichtete das Rheinische Ärzteblatt (RÄ) in seiner Ausgabe vom 10. Juli 1977. „Die ‚außerparlamentarische Opposition‘, die sich in Berlin schwach in der Argumentation, aber lautstark in ihrer Agitation gegen den Ärztetag zusammengefunden hatte“, sprengte durch „Geschrei, Sprechchöre, Megaphone und vereinzelt auch durch Handgreiflichkeiten“ die Beratungen am ersten Sitzungstag. Die AUA bestand hauptsächlich aus jüngeren Berliner Krankenhausärzten, die vormals im Berliner Landesverband des Marburger Bundes aktiv waren. Diesen Verband hatte „die MB-Bundeshauptversammlung noch kurz vor dem Ärztetag mit überwältigender Mehrheit aus ihren eigenen Reihen ausgeschlossen“, berichtete das RÄ. Vor allem unter jüngeren Ärztinnen und Ärzten hatte die AUA „gutgläubige Sympathisanten“ gefunden, deren „Meinungen und Ansichten in den entscheidenden Punkten irreal oder unakzeptabel sind.“ Der RÄ-Berichterstatter kritisierte, dass die Medien „genüßlich“ über die Aktivitäten dieser Minderheitsgruppen berichteten, die „,mutig‘ gegen die ‚verkrusteten‘, ‚egoistischen Standesideologen‘ den Aufstand probten.“ In der thematischen Sacharbeit des 77. Deutschen Ärztetages spielte die AUA allerdings keine Rolle.
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