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Meinung

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19.06.2023 Seite 3
RAE Ausgabe 7/2023

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 7/2023

Seite 3

Bernd Zimmer, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein © Jochen Rolfes

Auf der Eröffnungsveranstaltung des Deutschen Ärztetags hatte Landesgesundheitsminister Karl Josef Laumann Lob für die NRW-Arztpraxen als Ausbildungsstätten im Gepäck. Abermals in Folge, so der Minister, stellten 2022 die Freien Berufe und allen voran die Arzt- und Zahnarztpraxen die drittmeisten Ausbildungsplätze in NRW zur Verfügung und leisteten damit einen unschätzbaren Dienst, jungen Menschen berufliche Perspektiven zu eröffnen. 

Auch die Auswertungen des Bundesinstituts für Berufsbildung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge im Jahr 2022 zeigen Erfreuliches: Zum zweiten Mal in Folge steht in der Rangliste bei den Frauen die „Medizinische Fachangestellte“ (MFA) auf Platz 1. Das zeigt, dass die Arbeit im Gesundheitswesen von vielen jungen Frauen weiterhin als attraktiv und krisenfest eingeschätzt wird, trotz der viel beschriebenen Belastungen, die mit der Arbeit in Praxen und Kliniken einhergehen.

Es macht uns daher stolz, dass es uns auch im Jahr 2022 in Nordrhein wieder gelungen ist, über 2.800 Ausbildungsverträge mit angehenden MFA abzuschließen und damit an das Rekordhoch von 2021 anzuknüpfen. Seit Jahrzehnten geben niedergelassene Ärztinnen und Ärzte jungen Menschen eine Perspektive in einer gesellschaftlich hoch angesehenen Tätigkeit, die bei jungen Frauen nicht ohne Grund zum Top 1 Ausbildungsberuf geworden ist. 

Doch nicht nur in den Praxen, sondern auch in der schulischen Ausbildung engagieren sich rheinische Ärztinnen und Ärzte maßgeblich für eine erfolgreiche Berufsausbildung ihrer Praxis-Fachkräfte von morgen. Großen Anteil am bisherigen Erfolg der dualen MFA-Ausbildung in Praxis und Schule haben Ärztinnen und Ärzte, die als Berufsschullehrkräfte theoretisches mit praktischem Wissen verknüpfen. Auch ihnen gebührt unser Dank, denn sie tragen dazu bei, den Beruf in den Berufsschulen mit Wissen und Herz zu füllen und unseren zukünftigen MFA das nötige Rüstzeug zu geben, um einen Praxisbetrieb zu managen.

So erfreulich unsere Ausbildungszahlen und das Engagement unserer Kolleginnen und Kollegen ist, so wenig dürfen wir in unserem Bestreben nachlassen, Ausbildung auch in den nächsten Jahren zu ermöglichen und zum Beispiel über Schülerpraktika gezielt anzubahnen. Denn zu viele MFA, die wir in unseren Praxen qualifizieren, wandern nach abgeschlossener Ausbildung in andere Berufsfelder ab oder kehren nach der Familienphase nicht mehr in den Beruf zurück. 

Das stellt uns als Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber vor große Herausforderungen. Denn wir müssen uns auf einen neuen Bewerberinnenmarkt einstellen und stärker überlegen, wie wir die von uns geschulten Fachkräfte an unseren Betrieb binden. Aus einer PKV-Umfrage aus dem Jahr 2022 unter MFAs und ZFAs lassen sich wertvolle Hinweise ableiten. Die Wichtigsten: bessere Rahmenbedingungen, mehr Wertschätzung, höhere Bezahlung, mehr Weiterbildung. Doch zur Wahrheit gehört auch: Die Ressourcen vieler Arztpraxen sind begrenzt. Abwanderungen aufgrund besserer Bezahlung in andere Sektoren können wir nur dann effektiv verhindern, wenn wir die steigenden Personalkosten auch im ambulanten Bereich endlich refinanziert bekommen. Aber eines haben wir selbst in der Hand: Wir können jeden Tag wertschätzend und respektvoll mit unseren Praxisteams umgehen. Das nehmen unsere Patientinnen und Patienten wahr und es ist unser politisches Signal und eine wichtige Voraussetzung für eine veränderte Wahrnehmung und gesellschaftliche Anerkennung dieses attraktiven und hochrelevanten Berufs. Das neue Ausbildungsjahr startet im September. Wenn auch Sie jungen Menschen eine Chance auf ein erfüllendes Berufsleben geben wollen, die Ärztekammer Nordrhein berät Sie gern zu allen Fragen rund um die Ausbildung zur oder zum Medizinischen Fachangestellten www.aekno.de/mfa.

Bernd Zimmer, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein