Job, Beruf, Berufung? – An dieser Stelle berichten junge Ärztinnen und Ärzte über ihren Weg in den Beruf, darüber, was sie antreibt und warum sie – trotz mancher Widrigkeiten – gerne Ärzte sind.
RÄ: Herr Kuhlmann, warum sind Sie Arzt geworden?
Kuhlmann: Ich hatte schon früh Berührungspunkte zum Beruf durch meinen Vater. Er betreibt eine arbeitsmedizinische Praxis in der Nähe von Düsseldorf. Tatsächlich steht aber schon in einem alten Freunde-Buch aus der Grundschulzeit, dass ich Arzt werden wollte. Auf dem Gymnasium war ich dann ein großer Informatik-Fan und meine Familie dachte, es verschlägt mich dorthin. Ehrlich gesagt, war mir das aber zu trocken. Mir fehlte der Kontakt zu Menschen. Ich bin froh, mich für die Medizin entschieden zu haben.
"Ich bin froh, mich für die Medizin entschieden zu haben."
RÄ: Was hat den Ausschlag für Ihre Fächerwahl gegeben?
Kuhlmann: Ich hatte das große Glück, dass ich durch meinen Vater, der als Arbeitsmediziner mehrere Betriebe im Raum Düsseldorf betreut, in das Fach hineinschnuppern konnte. Ich habe ihm beispielsweise beim Grippeimpfen in der Ärztekammer Nordrhein geholfen. Die Gesundheitsprävention, die ja einer der zentralen Aspekte der Arbeitsmedizin ist, spielt für mich seit dem Studium eine entscheidende Rolle. Gemeinsam mit Kommilitonen haben wir den Verein Impfaufklärung in Deutschland e.V. gegründet, bei dem ich noch immer im Vorstand tätig bin. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, vor allem an Schulen gegen Halbwissen und Vorurteile rund um das Thema Impfen aufzuklären.
"Der Aspekt der Gesundheitsprävention spielt für mich seit dem Studium eine wichtige Rolle."
RÄ: Wie verlief der Start in den Beruf?
Kuhlmann: Der Beginn meiner Berufstätigkeit in der Klinik war das absolute Kontrastprogramm zur Arbeit in der Praxis. Auf dem Weg zum Betriebsarzt muss man im Rahmen der Weiterbildung zwei Jahre in einem Fach der unmittelbaren Patientenversorgung absolvieren. Dabei habe ich nicht erwartet, dass mich die Innere Medizin so faszinieren würde, denn sie ist facetten- und abwechslungsreich. Und dadurch, dass man es in der Notfallambulanz oder auf der Intensivstation mit akuten und auch schweren Fällen zu tun hat, ist das Fach auch sehr spannend und alles in allem ein gutes Grundfundament für die Betriebsmedizin. In der Arbeitsmedizin hat man diverse Vorerkrankungen der Patienten richtig einzuschätzen und zu beurteilen – da kann es nicht schaden, auf ein breites Spektrum an Erfahrungen zurückgreifen zu können. Ich habe mich aus diesem Grund für die Zusatzweiterbildung zum Notarzt angemeldet. Das macht auch perspektivisch Sinn. Einerseits ist die Zusatzbezeichnung häufig in großen Betrieben Vorraussetzung für die Arbeit – anderseits bleibt mir als nebenberuflicher Notarzt ein bisschen Akutmedizin in der Arbeitsmedizin erhalten.
RÄ: Wie sieht ein typischer Tag für Sie aus?
Kuhlmann: Aktuell arbeite ich noch als Arzt in Weiterbildung in der Klinik, mit den typischen Abläufen: Frühbesprechung, Visite und die weitere Therapie für den Patienten festlegen. Auf der Intensivstation arbeite ich in Zwölf-Stunden-Schichten, da steht man oft unter Strom. Das muss man aushalten können. Voraussichtlich im kommenden Jahr werde ich in die Praxis meines Vaters einsteigen, wobei eine Niederlassung dann andere zeitintensive Herausforderungen mit sich bringt, wie beispielsweise Administratives und Organisatorisches. Ich freue mich aber besonders darauf, künftig präventive Medizin zu machen. Dabei geht es um viel mehr als nur zu schauen, ob Stuhl und Tisch richtig angepasst sind.
"Es gibt wenig Digitalisierung, das möchte ich ändern."
RÄ: Was mögen Sie besonders an Ihrem Beruf und was überhaupt nicht?
Kuhlmann: Zurzeit begeistert mich die Akutmedizin. Es ist eine ganz andere Welt und ich ziehe mir alle Vorteile für meine spätere Arbeit in der Betriebsmedizin heraus. Was ich in den kommenden Jahren sehr gerne ändern würde, ist die Digitalisierung in der Arbeitsmedizin. Ich habe zwei Jahre Medizininformatik studiert und möchte diese Erfahrungen gerne umsetzen.
Das Interview führte Vassiliki Temme.