Vorlesen
Forum

Neues Fortbildungsformat für Nordrhein

21.11.2023 Seite 28
RAE Ausgabe 12/2023

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 12/2023

Seite 28

Neues Kongressformat mit neuem Logo: „Die beiden Punkte stehen voran, weil wir neueste Entwicklungen in der Medizin vorausschauend aufgreifen“, heißt es dort. © Jochen Rolfes
Der ehemalige Bundestag, das heutige World Conference Center in Bonn soll in Zukunft den jährlichen Fortbildungskongress der Ärztlichen Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung in Nordrhein beherbergen. Die Bilanz der Auftaktveranstaltung fällt positiv aus.

von Heike Korzilius

Professor Dr. Gisbert Knichwitz ist zufrieden. Mehr als 700 Ärztinnen und Ärzte sowie Medizinische Fachangestellte haben am Kongress ä23 der Ärztlichen Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung teilgenommen, der Anfang Oktober erstmals in Bonn tagte. Ein neues Fortbildungsformat an historischem Ort, wie der Vorsitzende des Fortbildungsausschusses der Akademie betont, die von der Ärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein getragen wird. Das ehemalige Bundestagsgebäude und heutige World Conference Center soll künftig den traditionsreichen Fortbildungskongress beherbergen, der bislang jedes Jahr auf der Nordseeinsel Norderney stattgefunden hat. „Der ehemalige Bundestag ist nicht nur die Wiege der Demokratie der Bundesrepublik Deutschland, sondern auch der Ort, an dem das Netzwerken wieder seinen Anfang nahm“, hatte Knichwitz bei der feierlichen Eröffnung der Fortbildungswoche am 10. Oktober im alten Plenarsaal erklärt. Die Akademie habe mit dem Präsenzformat nach Jahren der Pandemie wieder einen Raum für Kontakte schaffen wollen. Zugleich verstehe sie sich als ein „Herzstück“ der Kammer und der KV, die Ärztinnen und Ärzte sowie andere Gesundheitsberufe durch qualitativ hochwertige und unabhängige Fort- und Weiterbildung dabei unterstütze, die beste Versorgung für die Patienten sicherzustellen. 
Der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, erinnerte bei der Eröffnungsveranstaltung noch einmal an die Anfänge der nordrheinischen Fortbildungswoche vor 65 Jahren, den „Fortbildungskursus“ auf Norderney. Die Zielsetzung von damals gelte noch heute: Die Fortbildungsveranstaltungen seien ausgerichtet auf grundlegende, praxisnahe und aktuelle medizinische Fragen und dienten der Auffrischung diagnostischer und therapeutischer Methoden sowie der Vermittlung von neuen praxisrelevanten Erkenntnissen.
Er freue sich, dass mit dem Kongress ä23 eine Plattform für Fortbildung und Austausch geboten werde, erklärte Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, im ehemaligen Plenarsaal. Es sei eine der Kernaufgaben der KV, die Versorgung der Patienten in den Praxen auf höchstem Niveau sicherzustellen. Damit der ambulante Sektor sein Leistungsangebot aber weiter aufrecht erhalten könne, müsse die Politik dringend für eine tragfähige Finanzierung sorgen.

Viele Kurse waren ausgebucht

Mit mehr als 100 Fortbildungsveranstaltungen, Workshops und Kursen hat die Akademie beim Kongress ä23 ein breites thematisches Spektrum abgebildet. Es reichte von Künstlicher Intelligenz in der Medizin über Notfallmedizin und IT Sicherheitstraining für Praxen bis hin zum Deeskalationstraining mit der Polizei. „Viele Kurse, wie zum Beispiel die Reanimations- und Sonografie-Trainings wurden gut angenommen“, bilanziert Knichwitz im Gespräch mit dem Rheinischen Ärzteblatt. Andere Kurse, darunter der zu „Klimawandel und Gesundheit“, seien weniger nachgefragt worden. Er glaube allerdings, dass das weniger mit dem Thema an sich, sondern vielmehr mit der Fülle des Angebots zu tun gehabt habe, so Knichwitz. „Wir wollen uns deshalb im nächsten Jahr mehr fokussieren“, sagt der Vorsitzende des Fortbildungsausschusses. ä24 soll vom 7. bis 12. Oktober 2024 wieder im World Conference Center in Bonn stattfinden – mit zwei wesentlichen Neuerungen. Zum einen soll es im nächsten Jahr ein Patientenforum geben, das Themen wie Organspende oder Patientenverfügungen in den Blick nimmt. Zum anderen soll es für die Fortbildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer mehr Zeit für Begegnungen geben. 

Die Nordrheinische Akademie selbst hat nicht nur aufgrund der Coronapandemie einige ereignisreiche Jahre hinter sich. „Wir haben die Akademie seit 2020 im Prinzip komplett neu strukturiert“, erklärt Knichwitz, der im selben Jahr den Vorsitz des Fortbildungsausschusses übernahm und seither mit Veronika Maurer auch eine neue Geschäftsführerin an seiner Seite hat. Im Mittelpunkt der Restrukturierung stand dabei die digitale Transformation der Akademie. Die Homepage www.akademie-nordrhein.de wurde neugestaltet und ein Seminarverwaltungsprogramm installiert, das sämtliche Prozesse von der Seminarsuche über die Buchung bis zur Ausstellung von Bescheinigungen digital abbildet. Neu ist auch das Angebot digitaler Lernformate, denn reine Präsenzveranstaltungen seien seit der positiven Erfahrungen mit Online-Fortbildungen während der Pandemie nicht mehr zu halten. Es komme auf eine gute Mischung an, ist Knichwitz überzeugt. „Dabei nutzen wir Synergien mit den Akademien anderer Ärztekammern. Nicht jeder muss jeden Lehrfilm selbst machen“, sagt Knichwitz. Nachdem die Zahl der Fortbildungsveranstaltungen der Akademie während der Lockdowns in der Pandemie erheblich eingebrochen war, bewege sich das Kursangebot inzwischen wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie.