Die Zahl der Coronainfizierten in Köln liegt zurzeit weitaus höher als die offizielle Statistik ausweist. Darauf lassen die Ergebnisse aus einem Pilotprojekt der Stadt zum CoronaAbwassermonitoring schließen, das der Leiter des dortigen Gesundheitsamtes, Dr. Johannes Nießen, und Dr. rer. nat. Johannes Ho vom TZW:DVGW-Technologiezentrum Wasser beim 25. Netzwerktreffen Umweltmedizin der Ärztekammer Nordrhein am 12. September vorstellten. Im Rahmen des Abwassermonitorings werde das Vorkommen von SARS-CoV-2 als Biomarker in Rohabwässern quantifiziert, erläuterten die Experten. Die Ergebnisse der mit einer erweiterten PCR-Methode untersuchten Abwasserproben würden mit den 7-Tage-Inzidenzen der Bevölkerung im Abwassergebiet verglichen. Zurzeit liege die Konzentration der Biomarker im Abwasser deutlich höher als die Inzidenzen. Das weise auf eine hohe Dunkelziffer bei den positiven Coronafällen hin.
Die Diskussion über die Notwendigkeit einer dezentralen Abwasseraufbereitung oder weiterer Reinigungsstufen in Kläranlagen in der Nähe von Klinikstandorten griff Dr. rer. nat. Christian Timm vom GeoHealth Centre am Universitätsklinikum in Bonn am Beispiel antibiotikaresistenter Bakterien auf. Im Rahmen des Forschungsprojekts HyReKA seien die Abwässer einer urbanen Region mit zahlreichen Krankenhäusern und einem ländlichen Gebiet verglichen worden. Im urbanen Abwasser in der Nähe von Klinikstandorten seien zwar keine höheren Konzentrationen an antibiotikaresistenten Bakterien gefunden worden. Im klinischen Abwasser war die Menge an mehrfach- und hochresistenten Bakterien jedoch deutlich erhöht. Zusätzlich fanden sich im Abwasser in Kliniknähe höhere Mengen an Antibiotika, wie sie häufig in der Patientenversorgung eingesetzt werden. Insgesamt, so Timm, korrelierte in einigen Fällen das Vorkommen der antibiotischen Substanz mit dem Vorkommen entsprechend resistenter Bakterien.
Esper