Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine am 24. Februar unterstützt action medeor das Partnerkrankenhaus in Ternopil, im Westen der Ukraine, mit Medikamenten und medizinischem Gerät. Die Ärztekammer Nordrhein hatte Mitte März ihre Mitglieder aufgerufen, sich mit Geldspenden an der Aktion zu beteiligen. In der Folge spendeten die nordrheinischen Ärztinnen und Ärzte sowie die hauptamtlichen Mitarbeiter der Kammer mehr als 30.000 Euro.
von Marc Strohm
Der Hilferuf des Krankenhauses in Ternopil erreichte action medeor wenige Tage vor Kriegsausbruch. Nur eine Woche später zerstörte ein russischer Angriff den Flughafen in der Region. Inzwischen gehört nächtlicher Fliegeralarm auch im Westen der Ukraine zum Alltag. „Wir haben sofort mit den Vorbereitungen für einen ersten Hilfstransport begonnen“, erinnert sich Markus Bremers, Sprecher von action medeor, an die ersten Tage nach dem Hilferuf des Partnerkrankenhauses in Ternopil, zu dem das Medikamentenhilfswerk seit 2015 sporadischen Kontakt hat.
In den vergangenen Wochen entstand dort ein Verteilzentrum für medizinische Hilfsgüter, von dem aus auch Krankenhäuser in anderen Regionen der Ukraine versorgt werden können. Mittlerweile erhalten Kliniken in Kiew, Lwiw, Ivano-Frankivsk und Mariupol Unterstützung von action medeor.
Der Hilfebedarf der Krankenhäuser in der gesamten Ukraine sei groß, erklärt Bremers. Doch er unterscheide sich nicht nur von Region zu Region, sondern auch von Krankenhaus zu Krankenhaus. In den nicht-umkämpften Gebieten sei die Versorgungslage – nicht zuletzt dank der Hilfe aus dem Ausland – weitgehend stabil. In den umkämpften Gebieten dagegen mangele es an allem. Gesicherte Informationen von dort lägen oftmals nicht vor. Wöchentlich sendet action medeor Bremers zufolge zwei Transporte in die Ukraine. Beladen sind die Lastwagen jeweils mit 30 Paletten, die die unterschiedlichsten Hilfsgüter umfassen: Schmerzmittel, Antibiotika, Verbandsstoffe, Nahtmaterial, Infusionslösungen- und bestecke, Spritzen, Kanülen und medizinische Geräte, wie Sauerstoffkonzentratoren und Ultraschallgeräte.
Ursprünglich war das Krankenhaus in Ternopil eine Notfallklinik, die in erster Linie Verletzungen, Verbrennungen und schwere Infektionen behandelte. Mit dem Krieg änderte sich das Behandlungsspektrum, denn aktuell befinden sich action medeor zufolge knapp zehntausend Binnenflüchtlinge in der Stadt, die medizinisch versorgt werden müssen. Seither behandele das Krankenhaus viele Unterkühlungen, vor allem aber auch chronische Erkrankungen, wie zum Beispiel Nierenleiden, Diabetes und Bluthochdruck. Geflüchtete, insbesondere Frauen, Kinder und ältere Menschen, machten mit knapp 90 Prozent den größten Anteil der Patienten in Ternopil aus.
Das Medikamentenhilfswerk will seine Hilfstransporte in die Westukraine fortsetzen und über das Verteilungszentrum in Ternopil weiter ausbauen. Mittlerweile sei man auch im ukrainischen Nachbarland Moldawien aktiv, wo Geflüchtete medizinisch und mit Nahrung versorgt würden, sagt Bremers.
Die schnelle Hilfe für das Krankenhaus in Ternopil sei unter anderem durch die vielen Spenden möglich geworden, meint Bremers. Mit mehr als 30.000 Euro haben auch die Mitglieder und die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ärztekammer Nordrhein dazu beigetragen.
Informationen zur Flüchtlingshilfe auf www.aekno.de
Die Ärztekammer Nordrhein bietet auf ihrer Homepage unter www.aekno.de/ukraine zahlreiche Hinweise, Informationen und Links rund um die Hilfe für die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.
Im Mittelpunkt stehen die Themen Spenden und Hilfsmöglichkeiten, Informationen für Ärztinnen und Ärzte zur Versorgung von Geflüchteten sowie Gesundheitsinformationen für Flüchtlinge. Auch informiert die Seite zur Arbeitsaufnahme von Geflüchteten in Deutschland, die benötigten Sprachkurse sowie zur Anerkennung der Berufsqualifikation von ukrainischen Ärztinnen und Ärzten. Die Informationen zum Arbeiten in Deutschland stehen ebenfalls auf Ukrainisch und auf Englisch zur Verfügung.
Auch findet sich dort ein Link zum Register der Bundesärztekammer, über das sich bisher weit über 1.100 Ärztinnen und Ärzte aus Deutschland für einen Hilfseinsatz in der Ukraine oder in einem der Nachbarländern gemeldet haben.
Die Bundesärztekammer vermittelt die Registrierten an internationale Organisationen für einen Hilfseinsatz weiter.
Die Internetseite www.aekno.de/ukraine wird laufend aktualisiert und mit weiteren Aspekten der medizinischen Unterstützung erweitert.
bre