Vorlesen

Mail aus Bonn

15.12.2021 Seite 10
RAE Ausgabe 1/2022

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 1/2022

Seite 10

Lüko Fischer © privat

Nach dem Bangen um die Aufnahme in das Medizinstudium an einer staatlichen Universität steht nun am Anfang dieser Reise als
allererstes die Interaktion mit dem Neuen, dem Unbekannten. Aufgeregt erfahre ich immer mehr über die neue Stadt, den unbekannten
und überwältigenden Lernstoff und meine Kommilitonen, von denen ich hoffentlich bald einige als Freunde bezeichnen kann. 

„Wie ist nochmal dein Name?“, „Was hast du nach dem Abi gemacht?“ und „Wo kommst du her?“ Diese Fragen stellt und beantwortet
man in den ersten Wochen des Studiums beinahe stündlich und immer gleich: „Lüko“, „ein Freiwilliges Soziales Jahr am Universitätsklinikum“ und „aus Gießen, das ist in Hessen“. Die Fragen klären auch darüber auf, dass nicht wenige meiner Mitstudierenden einen durchaus viel weiteren Weg in die Heimat haben als ich. Schon drei Stunden Zugfahrt nach Hause empfinde ich als lang, viele kommen aber ursprünglich aus Berlin, Tübingen oder Hamburg. Dies sind jedoch nicht die weitesten Wege. Es gibt Studierende, die sogar erst nach Beginn des Semesters einen Studienplatz erhalten haben und aus anderen Ländern wie Ungarn angereist sind, um hier in Bonn ihr Medizinstudium zu beginnen. 

Eine solche Reise auf sich zu nehmen, ist gleichbedeutend mit einer sehr starken Motivation, dieses Studium wahrzunehmen. Diese Motivation, die verschiedenen Lebensgeschichten und Meinungen der unterschiedlichsten Menschen beweisen nur aufs Neue, was für spannende und aufregende Zeiten vor mir liegen.

Wie erlebt Ihr das Studium der Humanmedizin? Schreibt mir an medizinstudium(at)aekno.de

Neuer Autor der Reihe „Mail aus …“

Lüko Fischer wurde 2001 in der Universitätsstadt Gießen geboren. Abitur machte er 2020 in der Herderschule seiner Geburtsstadt. Die Motivation zum Medizinstudium erhielt Fischer am heimischen Küchentisch. Wenn beim Abendessen jedes Familienmitglied von seinem Tag erzählen sollte, hätten seine Eltern – beide Ärzte – manchmal spannende Patientenfälle aufgerollt, erzählt er. Das weckte seine Neugier. Sein Schulpraktikum absolvierte er am Universitätsklinikum Gießen, er wurde „Schulsani“ und leistet ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) erneut am Uniklinikum. Fischer fasziniert an der Medizin, dass sie Naturwissenschaften und soziale Arbeit verbindet. Welche Facharztrichtung er später einschlagen möchte, sei noch nicht klar. Es gebe so viele interessante Bereiche, in die es sich lohne, einzusteigen. Fischers Erwartung an sich selbst: „Motivation nicht verlieren und das Beste für Patienten und Kollegen geben.“    

bre