Auf dem fünften Beratungstag der Ärztekammer Nordrhein Mitte November 2021 konnten sich junge Ärztinnen und Ärzte in Workshops, Vorträgen und auf einer digitalen Infobörse über viele Themen rund um den Arztberuf informieren.
von Jocelyne Naujoks
Die Coronapandemie habe gezeigt, wie wichtig und hilfreich sektorenübergreifende Zusammenarbeit ist. Mit diesen Worten begrüßte der Präsident der Ärztekammer Nordrhein (ÄkNo), Rudolf Henke, die Besucherinnen und Besucher des fünften Beratungstages der Kammer, der pandemiebedingt bereits zum zweiten Mal virtuell stattfand. „Die Pandemie hat auch gezeigt, dass sich mit Pragmatismus, Kreativität und dem gemeinsamen Willen, an einem Strang zu ziehen, sehr viel erreichen lässt“, sagte Henke. So stehe auch die Kammerarbeit ganz im Zeichen von Corona. Hier habe man beispielsweise die Facharztprüfungen entzerrt, die nun mit verringerter Teilnehmerzahl über viele Tage verteilt stattfänden.
Ein zentrales Thema für den ärztlichen Nachwuchs war auch beim Beratungstag die Weiterbildung. Im Juli 2020 trat in Nordrhein eine neue Weiterbildungsordnung (WBO) in Kraft, mit der auch das elektronische Logbuch eingeführt wurde. „Sie als Weiterzubildende führen das elektronische Logbuch und ich rate Ihnen, führen Sie regelmäßig Buch“, erklärte Karl-Dieter Menzel, Leiter der Weiterbildungsabteilung der Ärztekammer Nordrhein. Die neue WBO orientiere sich stärker an inhaltlichen Kompetenzen, Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten als an Zahlen und Zeiten. Gleichwohl müsse auch hier ein formal-juristischer und zeitlicher Rahmen eingehalten werden, um zur Facharztprüfung zugelassen zu werden, betonte Menzel.
Menzel empfahl den jungen Ärztinnen und Ärzten, halbjährlich oder nach einem abgeschlossenem Weiterbildungsabschnitt die erreichten Kompetenzen ins e-Logbuch einzutragen und dem Weiterbilder zur Bewertung freizugeben. Auch Richtzahlen sollten mindestens halbjährlich im e-Logbuch aktualisiert werden, auch um für den Weiterbilder nachvollziehbar zu bleiben. „Je transparenter Sie es halten, umso weniger Probleme gibt es an der Schnittstelle zwischen Weiterbildern und Weiterzubildenden.“ Vom Weiterbilder bewertete Eintragungen könnten nicht mehr gelöscht werden, stellte Menzel klar. „Erst wenn Sie die Richtzahl erfüllt haben – plus oder minus zehn Prozent – können Sie sich zur Prüfung anmelden, auch wenn sie die Mindestweiterbildungszeit vorher schon erreicht haben.“ Er riet auch, mindestens einmal im Jahr Weiterbildungsgespräche zu führen und diese zu dokumentieren, um Differenzen zu vermeiden.
Erworbene Inhalte können laut Menzel auch bei einem Wechsel des Weiterbildungsfachs in das neue e-Logbuch übernommen werden. Bei einem Kammerwechsel würden alle bereits erworbenen Kompetenzen in das e-Logbuch der neuen Kammer überführt. Es gelten dann jedoch die Inhaltsanforderungen der jeweiligen Ärztekammer. „Sie können sich nur dort zur Prüfung anmelden, wo sie auch Mitglied der Ärztekammer sind“, erinnerte Menzel.
ÖGD: Anders, aber genauso sinnstiftend
Die ärztliche Tätigkeit im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) unterscheide sich von der in Klinik oder Praxis. Sie sei aber ebenso sinnstiftend und anspruchsvoll, stellte Dr. Rudolf Lange, Arzt für Öffentliches Gesundheitswesen und ehemaliger Leiter des Kreisgesundheitsamtes Mettmann, sein Fachgebiet vor. Der ÖGD biete ein breites Feld an ärztlichen Aufgaben wie den Infektionsschutz, den kinder- und jugendärztlichen Dienst oder den sozialpsychiatrischen Dienst, so der Vorsitzende des Ausschusses Öffentlicher Gesundheitsdienst der Ärztekammer Nordrhein. Er wies darauf hin, dass allein in Nordrhein-Westfalen in den kommenden Jahren für den ÖGD knapp 1.100 zusätzliche Stellen geschaffen werden sollen, zwar nicht nur, aber auch für Ärztinnen und Ärzte.
Die Arbeit im ÖGD sei vielfältig, meinte auch Dr. Regine Arnold, Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie und Abteilungsleiterin im Gesundheitsamt Köln. „Man kann sich überall einbringen oder in ein Gebiet reinknien, ganz so wie es einem liegt und welche Neigungen und Interessen man hat“, betonte Arnold. Die Coronapandemie habe die Grenzen zwischen den Abteilungen noch mehr verschwimmen lassen. Das habe auch Vorteile, sagte Arnold: „Man sieht noch mehr über den Tellerrand der eigenen Abteilung hinaus.“ Sie selbst habe 2014 im Gesundheitsamt Köln angefangen – eigentlich habe sie nur für ein Jahr bleiben wollen, jetzt seien es schon sieben. Karriere könne man auch im ÖGD machen, erklärte Arnold und betonte: „Man hat hier mit Menschen zu tun. Vielleicht nicht mit Patienten, die behandelt werden. Aber mit Menschen, für die man trotzdem die Ärztin oder der Arzt ist.“
Kontakte knüpfen, Netzwerke aufbauen
Dr. Ute Teichert leitet die Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen. Hier können Ärztinnen und Ärzte unter anderem den theoretischen Teil der Weiterbildung zum Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen absolvieren und dabei wichtige Kontakte knüpfen: „Sie kommen mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Gesundheitsämtern und Bundesländern zusammen. Sie bilden ein Netzwerk, das oft ein Berufsleben lang hält“, sagte Teichert. Sie selbst ist seit 20 Jahren im ÖGD tätig, die ersten 15 Jahre hat sie in einem kleinen Gesundheitsamt auf dem Land gearbeitet. Teichert betonte die Vielfältigkeit der ärztlichen Aufgaben im ÖGD: „Überall in den Gesundheitsämtern arbeiten multiprofessionelle Teams. Gerade in kleineren Gesundheitsämtern können sie gleichzeitig im Infektionsschutz und im kinder- und jugendärztlichen Dienst tätig sein.“ Als Ärztin oder Arzt im ÖGD schaue man über alle Altersgruppen hinweg, von den Frühen Hilfen bis zur amtsärztlichen Leichenschau. Außerdem sei man nah dran an der aktuellen Politik. Ärztin oder Arzt im ÖGD zu sein, bedeute, regelmäßig den Blickwinkel zu wechseln, sagte Teichert: „Sie sind selbst in der individualmedizinischen Begutachtung mit einem bevölkerungsmedizinischen Blick unterwegs.“ Es gehe dabei um Fragen wie: Wie verhindere ich, dass sich eine Erkrankung verbreitet oder verschlimmert? Braucht die Person vor mir Hilfe? „Sie bewegen nicht nur etwas für einzelne Menschen. Sie bewegen etwas für die Bevölkerung, für die sie zuständig sind“, sagte Teichert an die jungen Ärztinnen und Ärzte gewandt.