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Corona-Schutzmaßnahmen

Sachverständige ziehen gemischte Bilanz

19.07.2022 Seite 9
RAE Ausgabe 8/2022

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 8/2022

Seite 9

Masken sind ein wirksames Instrument im Kampf gegen die Pandemie. Sie müssen allerdings richtig getragen werden. © Stimmungsbilder1/stock.adobe.com

Die Sachverständigenkommission zur Evaluation der Corona-Schutzmaßnahmen hat Anfang Juli eine gemischte Bilanz gezogen. Die 19 vom Bundestag berufenen Expertinnen und Experten hatten unter anderem die Effekte von Lockdown, Kontaktnachverfolgung, 2G- und 3G-Maßnahmen, Schulschließungen und Maskenpflicht zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie untersucht. Sie bemängelten zugleich eine unzureichende Datenlage und wiesen darauf hin, dass die Bündelung die Beurteilung einzelner Maßnahmen erschwert habe.

Die Wirksamkeit eines Lockdowns ist den Experten zufolge in der frühen Phase der Ausbreitung am effektivsten, verliert aber schnell den Effekt. Ähnliches gelte für die Kontaktnachverfolgung. Es gelte zu erforschen, unter welchen Prämissen der Nutzen der Kontaktpersonennachverfolgung im Vergleich zum Anraten des „Zuhausebleibens“ bei Symptomen überwiege. Unabdingbar sei eine bessere digitale Infektionserfassung mit bundesweit einheitlichen Systemen. Den Effekt von 2G- und 3G-Maßnahmen schätzen die Experten in den ersten Wochen nach der Boosterimpfung oder der Genesung als hoch ein. Der Schutz vor einer Infektion lasse mit der Zeit jedoch deutlich nach. Sei man aufgrund der Infektionslage zu Zugangsbeschränkungen gezwungen, sei bei den derzeitigen Varianten und Impfstoffen eine Testung unabhängig vom Impfstatus als Zugangsbedingung zunächst zu empfehlen. Die genaue Wirksamkeit von Schulschließungen auf die Eindämmung der Pandemie ist den Experten zufolge trotz biologischer Plausibilität und zahlreicher Studien weiterhin offen. Masken seien hingegen ein wirksames Instrument in der Pandemiebekämpfung. Sie müssten allerdings richtig getragen werden.

Ausstattung und Zusammensetzung der Sachverständigenkommission sowie der enge Zeitplan für die Evaluierung der Corona-Maßnahmen waren bereits im Vorfeld Gegenstand der Kritik.    

HK