Am 8. Februar haben die 53 Impfzentren in NRW ihren Betrieb aufgenommen. Bis Mai werden vorrangig die über 80-Jährigen geimpft. Mit der Zulassung des Impfstoffes von AstraZeneca könnten bald auch jüngere Prioritätsgruppen an der Reihe sein.
von Thomas Lillig
Die Bilanz zum Jahrestag der Corona-Pandemie im Januar fällt ernüchternd aus: Fast 60.000 Menschen sind bundesweit an der neuartigen Virusinfektion gestorben. Die Infektionszahlen sind weiterhin zu hoch. Zusätzlich gibt es eine neue Bedrohung durch verschiedene Mutationen des SARS-CoV-2-Erregers. Auf den Intensivstationen ringen noch immer viel zu viele Corona-Patienten um ihr Leben und die Beschäftigten in den Kliniken und Praxen sind erschöpft.
Alle Hoffnung richtet sich nun auf die Impfungen. Sie sind das „Licht am Ende des Tunnels“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Bundestag und hob die Bedeutung der „größten Impfkampagne in der Geschichte unseres Landes“ hervor. Diese begann am 27. Dezember 2020 in den stationären Senioren- und Pflegeheimen des Landes. Bis Ende Februar werden rund 300.000 Bewohnerinnen und Bewohner sowie ein Großteil der Beschäftigten in den Pflegeeinrichtungen gegen COVID-19 immunisiert. Etwas später als geplant: Denn aufgrund eines Lieferengpasses beim Vakzin von Biontech/Pfizer Mitte Januar mussten bereits terminierte Impfungen um eine Woche verschoben werden.
Verzögerung auch bei Impfzentren
Der Lieferengpass wirkte sich auch auf den Start des Impfbetriebs in den 53 Impfzentren Nordrhein-Westfalens aus. Sie öffneten erst am 8. Februar, und somit ebenfalls eine Woche später als ursprünglich vorgesehen, ihre Türen. Die Terminvergabe für die rund eine Million Bürgerinnen und Bürger im Alter von 80 Jahren und älter begann am 25. Januar. Ihre Impfung in den Impfzentren wird bis in den Mai dauern. Mit Impfstoff-Sonderkontingenten werden auch bereits Beschäftigte ambulanter Pflegedienste und der Rettungsdienste geimpft. Dazu NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann: „Wir werden die Bevölkerungsgruppe Ü-80 so lange impfen, bis jeder, der geimpft werden möchte, seinen Impfschutz erhalten hat.“ Wie es dann weitergeht, hängt von neuen Impfstofflieferungen ab. „Die Impfstoffmengen geben den Takt vor. Notwendig ist aber auf jeden Fall, dass auch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie deren Praxispersonal in der nächsten Impfrunde zu den ersten gehören müssen, die geimpft werden. Sie tragen täglich das Risiko einer Corona-Infektion und müssen geschützt werden, um auch weiterhin die Regelversorgung der Patientinnen und Patienten sicherstellen zu können“, erklärte Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein.
Aufgrund der begrenzten Impfstoffverfügbarkeit sind die Impfzentren anfangs nur an den Nachmittagen von 14 bis 20 Uhr geöffnet – an mindestens fünf Tagen, in manchen Regionen auch an allen sieben Tagen der Woche. Die in den Städten und Kreisen seit 15. Dezember betriebsbereiten Impfzentren sind aber so konzipiert, dass sie bei ausreichender Impfstoffverfügbarkeit an allen Tagen der Woche von acht bis 20 Uhr Impfungen anbieten können. Das NRW-Gesundheitsministerium hat dafür die Vorgabe gemacht, dass pro 70.000 Einwohner eine Impfstraße zu betreiben ist, in der pro Stunde 20 Impfungen durchgeführt werden. Für die 139 Impfstraßen in den 26 Impfzentren in Nordrhein bedeutet das: Täglich können 33.360 Menschen gegen COVID-19 geimpft werden.
Über 6.500 Mediziner im Einsatz
Während die Kommunen für die Organisation der Zentren, die Registrierung der Impfberechtigten und die Bestellung des Impfstoffes zuständig sind, kümmern sich Ärztinnen, Ärzte und nicht-ärztliche Helfer im Auftrag der KV Nordrhein um die Durchführung der Impfung an sich. Über die Freiwilligenportale der KVNO und der nordrheinischen Ärztekammer haben sich bislang rund 6.500 Mediziner, 124 Ärztliche Leiter, 1.300 Medizinische Fachangestellte und 70 pharmazeutisch-technische Assistentinnen für die Unterstützung in den Impfzentren gemeldet. „Diese außerordentliche Bereitschaft, sich aktiv an der Bekämpfung der Corona-Pandemie zu beteiligen, spricht für das große Verantwortungsgefühl der Beschäftigten in den Praxen, Kliniken und Gesundheitseinrichtungen. Sie zeigt zugleich, dass man sich auf die Ärztinnen und Ärzte in Nordrhein verlassen kann“, sagt Dr. Carsten König, stellvertretender Vorsitzender der KV Nordrhein.
Thomas Lillig ist Redakteur im Bereich Presse und Medien der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein.