Am 11. Juni fand die Vertreterversammlung (VV) der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein erneut digital statt. Eindringlich forderten die Delegierten die Politik auf, für eine bessere Planbarkeit der Corona-Schutzimpfungen zu sorgen.
von Christopher Schneider
„Angesichts der großen Impfbereitschaft der Kollegen ist die anhaltende Knappheit an Vakzinen äußerst misslich. Auch die kurzfristigen Mitteilungen der Bundesebene zu den konkreten Impfstoffmengen machen den Praxen eine vorausschauende Terminplanung unmöglich“, sagte Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein, in seinem Bericht.
Am Ende waren sich in dieser Sache alle einig: Es geht einfach nicht ohne Verlässlichkeit. In einer Resolution forderten die VVDelegierten daher eine „ausreichende und zuverlässige Bereitstellung von Impfstoffen“ sowie eine „umgehende, effektive und drastische“ Reduzierung der Impf-Bürokratie.
Dazu gab es noch einen weiteren Punkt, der den Delegierten am Herzen lag: Für die Medizinischen Fachangestellten soll es eine „Corona-Prämie“ aus öffentlichen Mitteln geben. Die herausragende Leistung der MFA in den Praxen muss nach Ansicht des höchsten Gremiums der KV Nordrhein unbedingt gewürdigt werden.
Praxen behandelten 1,2 Millionen Corona-Patienten
Und auch diese Zahlen machten noch einmal deutlich, welche Arbeit alleine im vergangenen Jahr in den nordrheinischen Praxen geleistet worden ist: Dort wurden 2020 gut 1,2 Millionen Corona-Patienten behandelt. Seit April dieses Jahres haben die nordrheinischen Praxen zusätzlich die Hauptverantwortung im Impfgeschehen übernommen. Um dieses Engagement der Niedergelassenen in der Pandemie öffentlich hervorzuheben und zu würdigen, startete die KVNO am 14. Juni die Imagekampagne #Praxiseinsatz im Rheinland.
Details dazu präsentierte Nina Hammes, Leiterin des KVNO-Geschäftsbereichs Recht und Medien. „Die Botschaft: Dankbarkeit für die Arbeit der Ärztinnen und Ärzte. Ebenso wollen wir die Bedeutung des ambulanten Bereichs in der Krise visualisieren“, so Hammes. Mit Anzeigen, Bildmotiven und in sozialen Medien ist die Kampagne deutlich sichtbar.
Ein weiteres VV-Thema war gerade auch mit Blick auf die kommende Reisezeit der digitale Impfpass. Impflinge, die in einem Impfzentrum bereits ihre Zweitimpfung erhalten und ihren Termin über die KVNO gebucht hatten, werden ihr Zertifikat automatisch per Post erhalten. In den Praxen werde das Ausstellen des Impfzertifikats nicht vor Ende Juni möglich sein, so Bergmann.
Der KVNO-Chef nahm außerdem die jüngste Diskussion über inkorrekte Abrechnungen von Corona-Schnelltests – insbesondere durch einige private Teststellen – auf und stellte klar, dass die vom Bund verlangten erweiterten Abrechnungsprüfungen aus Ressourcengründen so nicht machbar seien. „Wir haben dem BMG zusammen mit allen Landes-KVen und der KBV unsere Ablehnung zum Ausdruck gebracht.“ Die VV schloss sich dieser ablehnenden Haltung einstimmig an.
Fallzahlrückgang im ersten Quartal 2021
Dr. Carsten König, stellvertretender KVNO-Vorsitzender, berichtete in seinem Part unter anderem über den CoronaSchutzschirm. „Einige Praxen mussten 2020 wirtschaftliche Einbußen hinnehmen. Unsere Berechnungen prognostizieren auch für das erste Quartal 2021 einen Fallzahlrückgang über alle Arztgruppen von acht Prozent – besonders bei Pädiatern und HNO-Ärzten“, so König. Zur Fortführung der Schutzzahlungen im Jahr 2021 verabschiedete die VV notwendige Änderungen am KVNO-Honorarverteilungsmaßstab.
Bei den Änderungen einiger Behandlungsverträge in Nordrhein hielt König fest, dass sich das Verhandlungsgeschäft mit den Krankenkassen aktuell „zäh und schwierig“ gestalte.
Auch die enorm gestiegene Zahl an Prüfanträgen im Sprechstundenbedarf (SSB) sei gerade in der jetzigen Hochphase des Impfgeschehens „rücksichtslos“. Die VV beschloss daher einstimmig, dass Vorstand, Verwaltung und ärztliche Funktionsträger der KVNO künftig in eine strukturierte Vorgehensweise eingebunden werden sollen, die zu einer Klarstellung der Patientenversorgung mit notwendigem Material und zu einem Rückgang der SSB-Regresse führt. So soll etwa die Legitimität der kassenseitig beauftragten Rezeptprüfstelle Duderstadt GmbH geprüft und die Bagatellgrenze von 150 Euro wieder eingeführt werden.
Christopher Schneider ist stellv. Pressesprecher der KV Nordrhein