Mein Praktisches Jahr neigt sich dem Ende zu. Ich befinde mich nun im dritten Tertial, das ich in der Chirurgie verbringe. Ein Bereich, den ich in meinem bisherigen Studium eher stiefmütterlich behandelt habe. Mehr noch als zu Beginn der anderen beiden Tertiale erschien mir anfangs alles neu. Was ich im OP steril anfassen, wo ich stehen durfte, war zunächst echte Denkarbeit. Doch nach kurzer Zeit fand ich mich besser zurecht und durfte feststellen, wie viel Spaß das chirurgische Nähen macht. In der Kinderchirurgie bekam ich ein breites Spektrum an Krankheitsbildern und Operationen zu sehen. Besonders beeindruckt haben mich Eingriffe an Frühgeborenen von teilweise weniger als einem Kilogramm Körpergewicht, wie der Verschluss angeborener Zwerchfellhernien. Liegt hierbei eine entsprechend große Muskellücke vor, wird die Überbrückung mittels eines Flickens notwendig. Verwendet wird dazu eine Membran aus Polytetrafluorethylen, besser bekannt unter dem Handelsnamen Gore-Tex. Ein Material, das viele eher als Bestandteil ihrer Sport- und Outdoor-Kleidung kennen werden. Doch auch orthopädisch anmutende Operationen, wie die Trichterbrust-Korrektur nach Nuss an zumeist jugendlichen Männern, gehören zum kinderchirurgischen Repertoire. Schön mitanzusehen war für mich, wie schnell sich Kinder postoperativ erholen. Doch bei aller Begeisterung, gesundheitsförderlich sind die Arbeitsweisen der Chirurgie im Allgemeinen sicher nicht. Immerhin nimmt das zunehmend verpönte, sitzende Arbeiten nur einen kleinen Teil der Arbeitszeit ein. Dazu stellte eine Assistenzärztin fest: „Es heißt, man soll Bewegungsinseln in seinen Arbeitsalltag integrieren. Mein ganzer Arbeitstag besteht nur aus Bewegungsinseln!“
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