Düsseldorf, 6.11.2023. Das "26. Euskirchener Gespräch" widmete sich als philosophisch-medizinethischer Diskurs dem angesichts des rasant fortschreitenden Klimawandels, aber auch angesichts von Krieg und Terror ungeahnten Ausmaßes zu beobachtenden Ende der Gewissheiten in der aktuellen Welt und der daraus resultierenden Forderung nach einer neuen Ethik. "Die Gewissheiten entgleiten uns, die Errungenschaften der Moderne im Licht der Aufklärung scheinen abhanden zu kommen", konstatierte Dr. Hubertus Rüber, Neurologe aus Euskirchen und Initiator der Veranstaltung mit gut 200 Teilnehmenden. Der Bonner Philosophieprofessor Markus Gabriel forderte in seiner Key Note daher eine neue Aufklärung, die mit der Bescheidenheit des Nichtwissens ansetze und helfe, die Ränder des Wissens zu erkennen.
Über die bis vor kurzem noch unvorstellbaren Möglichkeiten, aber auch die Gefahr der Verselbstständigung der Künstlichen Intelligenz sprach Dominik L. Michels, Professor für intelligente Algorithmen in Modellierung und Simulation an der TU Darmstadt. Er übertrug die philosophischen Ausführungen Gabriels auf die Konzepte künstlicher neuronaler Netze und sensibilisierte in diesem Zusammenhang auch für die nötige Demut.
Joseph Kambeitz, Professor für Biologische Psychiatrie, beschäftigte sich mit den Möglichkeiten der Vorhersage und der Prävention psychischer Erkrankungen und ging in diesem Zusammenhang auch auf den Stellenwert der ärztlichen Intuition ein, die sich für Dr. Christian Köhne, den Geschäftsführenden Arzt der Ärztekammer Nordrhein und Moderator der Veranstaltung, nicht nur aus den eigenen Erfahrungen, sondern auch aus der Quelle der inneren Einstellung speist.
Eva Horn, Professorin für Neuere Deutsche Literatur am Institut für Germanistik der Universität Wien, fokussierte abschließend auf den Begriff des Anthropozäns als Veränderung des Planeten durch den Menschen im globalen Maßstab und die sich daraus ergebenden Probleme unsicheren Wissens und stellte in Anlehnung an die Gaia-Hypothese von James Lovelock eine neue Perspektive auf die Erde vor.
Die Veranstaltung setzte viele Impulse zum Nachdenken darüber, welche Verantwortung jeder einzelne für sich selbst, aber auch für die Menschheit und die Erde als Ganzes hat, und dass Verzicht auf liebgewonnene Gewohnheiten kein Verlust sein muss.
usa