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Die dritte Säule stärken!

Rudolf Henke
Rudolf Henke © Jochen Rolfes

Am 19. März 2019 wird das Robert Koch-Institut erstmalig den „Tag des Gesundheitsamtes” ausrufen. Mit diesem Gedenktag sollen die kommunalen Gesundheitsbehörden gewürdigt werden, „die weltweit eine wichtige Säule für die Gesundheit der Bevölkerung darstellen, deren Bedeutung jedoch oftmals zu wenig bekannt ist“.

Der Gedenktag wird am Geburtstag des Arztes Johann Peter Frank (19.3.1745-24.4.1821) begangen, der als Wegbereiter der modernen Hygiene und Öffentlichen Gesundheit angesehen wird. Frank setzte sich Zeit seines Lebens dafür ein, dass durch staatliche Bereitstellung angemessener Wohnverhältnisse sowie durch eine sorgfältige Aufbereitung des Trinkwassers Infektionskrankheiten von der Bevölkerung abgewendet werden. Nach Franks Ansicht benötigten Obrigkeiten zwingend das Know-how von Ärzten, „denn nur mit deren Hilfe könnten sie in ihren Territorien eine nicht mehr nur bei Seuchen hastig zusammengerufene, sondern permanente und staatliche Gesundheitsverwaltung installieren“.

Heute, fast 200 Jahre nach Franks Wirken, haben wir einen Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD), der in vielfältiger Weise die von Frank beschriebenen Anforderungen erfüllt und der als dritte Säule im Gesundheitssystem neben der ambulanten und stationären Versorgung beschrieben wird. Rund 400 Gesundheitsämter gibt es deutschlandweit, deren Arbeit wie selbstverständlich angenommen, aber meiner Ansicht nach nicht ausreichend gewürdigt wird.

Deutlich wird deren Nutzen für die Öffentlichkeit leider immer erst dann, wenn es um die Abwehr und Bekämpfung von schweren Infektionserkrankungen wie beispielsweise dem Hepatitis-A-Ausbruch in Berlin 2017 oder dem EHEC-Ausbruch 2011 geht. Allerdings ist die Bekämpfung und Begrenzung von Ausbrüchen nur ein kleiner Teil der Aufgaben von Gesundheitsämtern in Deutschland.  Deren Aufgabenspektrum ist viel breiter gefächert und umfasst Beratungs- und Unterstützungsangebote für Schwangere, Familien, darüber hinaus Kita- und Einschulungsuntersuchungen, Kontroll- und Überwachungsaufgaben im Bereich der Krankenhaus-, Umwelt- und Seuchenhygiene, Mitwirkung an der Gesundheitsberichterstattung und Politikberatung.

Diametral zu den ständig wachsenden Aufgaben des ÖGD hat sich leider dessen Personalsituation in den letzten Jahren entwickelt. Arbeiteten 1995 noch 3.780 Kollegen in den Gesundheitsämtern, waren es 2018 nur noch 2.514, ein Rückgang um fast 35 Prozent. Hauptursache für den Ärztemangel in den Gesundheitsämtern ist die deutlich niedrigere Bezahlung der Ärzte im ÖGD gegenüber den Kollegen in den Kliniken. Ärztinnen und Ärzte, die von der Klinik ins Gesundheitsamt wechseln, erhalten monatlich ein um 1.000 bis 1.500 Euro niedrigeres Bruttogehalt. Und Realität ist auch, dass Kollegen, die aus der Klinik ins Gesundheitsamt wechseln möchten, vielerorts auf das Gehaltsniveau eines Berufsanfängers zurückgestuft werden. Deshalb können aktuell zahlreiche freie Arztstellen im ÖGD nicht besetzt werden und das müssen wir ändern. Denn das hat etwas mit Wertschätzung, mit der Anerkennung der beruflichen Fähigkeiten und nicht zuletzt mit der unverzichtbaren Aufrechterhaltung und Förderung der Öffentlichen Gesundheit zu tun. Darauf werden wir am Tag des Gesundheitsamtes aufmerksam machen.

Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein


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