In Köln, Bonn und Düsseldorf sind im Abwasser erstmals Schluckimpfstoff-abgeleitete Polioviren Typ 2 nachgewiesen worden. Auch in anderen deutschen Städten gab es ähnliche Funde, wie das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium am 28. November mitteilte. Die Nachweise erfolgten im Rahmen eines Forschungsprojekts des Robert Koch-Instituts (RKI), bei dem Abwasserproben aus verschiedenen Kläranlagen in Deutschland entnommen und auf Polioviren untersucht wurden. Die Ergebnisse hat das RKI in seinem aktuellen Epidemiologischen Bulletin veröffentlicht (www.rki.de).
Das Risiko, sich mit Polio zu infizieren, sei trotz des Nachweises im Abwasser aufgrund der hohen Durchimpfungsrate der Bevölkerung äußerst gering, betonte das NRW-Gesundheitsministerium. Aktuell seien keine Polio-Erkrankungen oder Verdachtsfälle in Deutschland bekannt, der letzte Fall sei im Jahr 1990 registriert worden. Die Durchimpfungsrate bei der Schuleingangsuntersuchung 2023 lag demnach bei 96,1 Prozent.
Das Ministerium appellierte angesichts der aktuellen Lage an die Bürgerinnen und Bürger in NRW, zusammen mit ihren Hausärztinnen und Hausärzten zu überprüfen, ob ihr Impfstatus und der ihrer Kinder nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission vollständig ist. In Deutschland werde in der Regel ein Totimpfstoff injiziert. Der ebenfalls verfügbare Lebendimpfstoff zum Schlucken werde seit 1998 hierzulande nicht mehr verwendet. Nach der Schluckimpfung, die in manchen außereuropäischen Ländern noch eingesetzt werde, könnten abgeschwächte Impfviren mit dem Stuhl ausgeschieden und durch Schmierinfektion auf andere Personen übertragen werden.
HK