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„Wir müssen den innerärztlichen Integrationskurs fortsetzen“

19.09.2024 Seite 18
RAE Ausgabe 10/2024

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 10/2024

Seite 18

Zwei, die sich gut verstehen: Dr. Sven Dreyer (l.) und Dr. Arndt Berson nach ihrer Wahl zum neuen Führungsduo der Ärztekammer Nordrhein. © Jochen Rolfes
Mit Dr. Sven Dreyer (49) und Dr. Arndt Berson (53) an der Spitze hat die Ärztekammer Nordrhein einen Generationswechsel vollzogen. Beide sind seit Langem berufspolitisch engagiert und haben sich vorgenommen, in den nächsten fünf Jahren insbesondere die Gestaltungsspielräume der ärztlichen Selbstverwaltung zu stärken und die gemeinsame Sacharbeit in den Gremien der Kammer zu fördern.

von Heike Korzilius

Man kann sagen, sie ergänzen sich gut. Der neue Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Dr. Sven Dreyer, und der neue Vizepräsident, Dr. Arndt Berson, repräsentieren das weite Spektrum des ärztlichen Berufs. Dreyer ist Anästhesist und Notfallmediziner und leitet seit 2014 das Druckkammerzentrum am Universitätsklinikum Düsseldorf. Dort ist er unter anderem für die spezielle Behandlung von Patienten verantwortlich, die eine schwere Kohlenmonoxidvergiftung erlitten haben – eine Tätigkeit, die für den passionierten Wassersportler nach eigenen Worten schon immer von besonderem Interesse war. Berson ist Hausarzt und Diabetologe in Kempen am Niederrhein und dort seit 2003 in einer Berufsausübungsgemeinschaft niedergelassen. Daneben ist er an zwei ärztlich geführten Medizinischen Versorgungszentren der Rheinlandärzte GmbH als geschäftsführender Gesellschafter beteiligt: einem rein hausärztlichen in Düsseldorf und einem fachübergreifend hausärztlichen und internistischen in Kempen.
 
Gemeinsam wollen Dreyer und Berson nun die Sacharbeit in den kammereigenen Gremien über Fach-, Sektoren- und Fraktionsgrenzen hinweg vorantreiben. Das betonten beide in ihren Bewerbungsreden vor der Kammerversammlung am 31. August im Düsseldorfer Haus der Ärzteschaft. Eine solche Zusammenarbeit hat in der Ärztekammer Nordrhein durchaus Tradition, sie muss aber auch immer wieder neu verhandelt werden.
 
Sowohl Dreyer als auch Berson sind erfahrene Berufspolitiker. Er habe sich die Hälfte seines Lebens berufspolitisch in der und für die Ärztekammer Nordrhein engagiert, sagte Dreyer vor der Kammerversammlung, deren Mitglied er seit 2005 ist. Seit 2009 gehört er auch dem Vorstand der Kammer an. Schwerpunkt seiner Arbeit dort ist die Weiterbildung, deren Qualität, so Dreyer, nicht nur entscheidend ist für eine gute Patientenversorgung, sondern auch für eine erfolgreiche Laufbahn als Ärztin oder Arzt. Seit 2014 ist der Anästhesist Vorsitzender der Weiterbildungskommission der Ärztekammer Nordrhein, seit 2015 teilt er sich das Amt mit Berson. „Hier entscheiden wir über abweichende Weiterbildungsgänge, beispielsweise über Clinician Scientist-Programme, in denen wir jungen Forscherinnen und Forschern eine adäquatere Anrechnung ihrer Forschungszeit auf die Weiterbildung ermöglichen“, erläuterte Dreyer. „Hier war und ist Nordrhein bundesweit Vorreiter.“ Er verwies zugleich auf die Erfolge, die die Ärztekammern auf Landes- und Bundesebene in ihrem „Kerngeschäft“ errungen haben: angefangen bei den hausärztlichen Weiterbildungsverbünden über die Kompetenzorientierung in der grundlegend reformierten Weiterbildungsordnung von 2020 bis hin zur Einführung des eLogbuchs zur Dokumentation der Weiterbildungsfortschritte.
 
Dreyers berufspolitische Heimat ist der Marburger Bund, in den er schon als Medizinstudent im Jahr 1996 eintrat. Im Landesverband Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz ist er erster Stellvertretender Vorsitzender und Mitglied der Tarifkommission. Im November 2019 wurde er von der Hauptversammlung der Ärztegewerkschaft in Berlin in den Bundesvorstand gewählt. 

 

„Kerngeschäft“ Weiterbildung

Berson hat sich, wie er vor der Kammerversammlung ausführte, seine kammerpolitische Heimat vor mehr als 20 Jahren zusammen mit einigen anderen Kolleginnen und Kollegen selbst geschaffen: die Liste „Junge Ärzte“. Auf diesem Ticket zog er 2001 erstmals in die Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein ein. Auch Berson hat in den Gremien der Kammer den Schwerpunkt seiner Arbeit auf die ärztliche Weiterbildung gelegt. Er gehört seit 2005 der Weiterbildungskommission an, wurde im Jahr 2009 deren stellvertretender Vorsitzender und teilt sich inzwischen den Co-Vorsitz mit Dreyer. „Gemeinsam und auf Augenhöhe haben wir, fast immer im Konsens mit den ­weiteren Mitgliedern der Kommission, Lösungen für die Kolleginnen und Kollegen erarbeitet, um ab­weichende Weiterbildungsgänge zu ermöglichen“, betonte auch Berson. Seit 2005 ist der Hausarzt, mit einer Unterbrechung von 2014 bis 2019, Mitglied im Vorstand der Ärztekammer Nordrhein. Vor allem in der zurückliegenden Wahlperiode habe er dort die fraktionsübergreifende und von Inhalten geprägte Zusammenarbeit als sehr konstruktiv und zielorientiert wahrgenommen – und das vor dem Hintergrund immer tiefgreifenderer gesundheitspolitischer Probleme in den Praxen und Krankenhäusern, so Berson. 
 

Das Amt als hohe Verpflichtung

Der 53-Jährige ist als niedergelassener Arzt auch in der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein aktiv, und zurzeit in der zweiten Wahlperiode Vorsitzender der Kreisstelle Viersen. Er glaube, dass eine enge Zusammenarbeit der Schwesterkörperschaften ganz im Interesse der nordrheinischen Ärztinnen und Ärzte ist, betont Berson, der zudem im Juni – ganz frisch – in den Vorstand des Hausärztinnen- und Hausarztverbandes Nordrhein gewählt wurde.
 
Nach innen wollen Dreyer und Berson, wie sie betonen, die Ärztekammer Nordrhein service- und mitgliederorientiert ausrichten. „Dieses Amt ist für mich eine hohe Verpflichtung, allen 71.000 Ärztinnen und Ärzten in Nordrhein gerecht zu werden, egal ob sie niedergelassen oder angestellt arbeiten oder sich schon im verdienten Ruhestand befinden“, erklärte Dreyer. Zudem gelte es, junge Kolleginnen und Kollegen für die Gremienarbeit zu gewinnen und sie von der Sinnhaftigkeit der Arbeit in der Kammer zu überzeugen. „Wir wollen vor allem die nachwachsenden Kolleginnen und Kollegen für den Arztberuf begeistern, sodass sie in unseren haus- und fachärztlichen Praxen und in den Kliniken in ausreichender Zahl für die Patienten da sein können“, betonte Berson.