Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) nutzt viele Formate, um Lust auf die Niederlassung zu machen. Bei der „Landpartie“ bringt sie dazu Praxisabgebende und Niederlassungsinteressierte in verschiedenen Regionen Nordrheins zusammen – so wie Anfang März im Oberbergischen Kreis. In Gummersbach informierten die KVNO-Fachleute Ärztinnen und Ärzte rund um den Praxiseinstieg.
von Ina Armbruster
Naturnah, familienfreundlich und innovativ – so präsentierte sich der Oberbergische Kreis bei der Landpartie der KVNO in Gummersbach. Ziel der Veranstaltung: Ärztinnen und Ärzten Lust machen auf eine Niederlassung oder eine Anstellung in der Region. „Das Format eignet sich wunderbar, um in Kontakt zu kommen. Ich arbeite in einer Gemeinschaftspraxis und suche für 2025 eine Nachfolge. Für mich ist es wichtig, dass sie oder er auch menschlich ins Team passt“, erklärt Dr. Andreas Weide aus Radevormwald.
Im Oberbergischen Kreis sind aktuell über 30 Vertragsarztsitze frei, hauptsächlich für die hausärztliche Versorgung. Dazu kommen Sitze, die voraussichtlich in ein bis zwei Jahren frei werden, weil die Praxisinhaberinnen und -inhaber ihren Ruhestand planen. Die KV Nordrhein möchte mithilfe der Landpartie Nachwuchsmedizinerinnen und -mediziner sowie Praxisabgebende zusammenführen. Wer sich in der Region niederlassen will, hat viele Möglichkeiten und die freie Wahl zwischen verschiedenen Anstellungs- oder Übernahmeoptionen. Vertreterinnen und Vertreter des Oberbergischen Kreises warben für die Region als attraktiven Wohn- und Arbeitsort. In Gummersbach organisierte die KVNO die Landpartie erstmals als kompakte eintägige Veranstaltung.
Herzstück ist das Get-together
Dr. Andreas Weide sieht den wesentlichen Vorteil im direkten Austausch mit dem potenziellen Nachwuchs: „Einige Kolleginnen und Kollegen hadern damit, dass eine eigene Praxis ihre Lebensplanung über Jahrzehnte festlegt. Dabei ist alles flexibler, als manche denken: Über Angestellte, Entlastungsassistenten, halbe oder ganze Sitze kann man viele Aspekte flexibel auf die jeweilige Lebens- oder Familiensituation anpassen.“ Ein entscheidender Punkt, den auch Linda Anders, KVNO-Expertin für die Nachwuchsgewinnung, betont: „Das Kernstück dieser Veranstaltung ist das Get-together. Wir freuen uns, wenn langjährig Niedergelassene von ihren positiven Erfahrungen im Praxisalltag berichten – ergänzend zu unseren Vorträgen. Das bestärkt Interessierte in ihrer Entscheidung, eine Praxis zu übernehmen.“
„Ich begrüße es sehr, dass die KV Nordrhein die Landpartie auch im Oberbergischen Kreis anbietet. Landschaftlich hat dieser viel zu bieten: Wälder, Talsperren, Mittelgebirge. Wer Natur mag, ist hier richtig. Oberberg ist kinderfreundlich, verfügt über ein reges Vereinsleben und eine tolle Gemeinschaft“, sagt Klaus Grootens, Kreisdirektor des Oberbergischen Kreises. Viele Auswärtige wüssten nicht, dass die Region ein Industriestandort sei, in der einige Weltmarktführer ihrer Sparten ihren Sitz hätten. „Wer für ein Event in die Großstadt will, ist von hier aus aber auch schnell in Köln oder Düsseldorf. Ich bin selbst vor vielen Jahren zugezogen – und das war die richtige Entscheidung.“
Auch einer der jungen Teilnehmer weiß, dass er bleiben will. Er arbeitet bereits in einem Klinikum in der Region und möchte in absehbarer Zeit eine Praxis übernehmen. „Mir ist bewusst, dass die Niederlassung erst einmal viel Arbeit bedeutet, aber wenn alles läuft, ist die Work-Life-Balance sicher besser als im Klinikum“, sagt er. Bei der Landpartie konnte er viele seiner Fragen zum Praxiseinstieg klären, zum Beispiel im Gespräch mit der Leiterin des Gesundheitsamtes, Katija Elvermann, sowie den Beraterinnen der KV. „Eine tolle Gelegenheit, sich umfassend zu informieren“, findet der Niederlassungsinteressierte.
Ist die Entscheidung für eine eigene Praxis gefallen, bietet die KV Nordrhein Niederlassungswilligen ebenfalls umfangreiche Unterstützung an, zum Beispiel im Rahmen des Programms „Kompass Praxisstart“. Außerdem können Ärztinnen und Ärzte in einigen Regionen Nordrheins Fördergelder beantragen, die den Einstieg in die Praxis erleichtern.
Ina Armbruster ist Online-Redakteurin bei der KV Nordrhein.