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Meinung

Selbstverwaltung zukunftsfest machen

08.05.2024 Seite 3
RAE Ausgabe 6/2024

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 6/2024

Seite 3

© Jochen Rolfes
Vom 24. Mai bis zum 28. Juni haben die Ärztinnen und Ärzte in Nordrhein die Möglichkeit, ihre Vertreterinnen und Vertreter für die Kammerversammlung und für die Kreisstellenvorstände der Ärztekammer Nordrhein zu wählen. Die Kammerversammlung ist das Parlament der Ärzteschaft und gibt der Berufsausübung der rund 70.000 Ärztinnen und Ärzte in Nordrhein ihren Rahmen. In diesem Heft können sich alle potenziellen Wählerinnen und Wähler ausführlich über den Ablauf der Briefwahl (S. 12 ff.), die Listen und deren Programme informieren. (S.63 ff.)

Selbstverwaltung klingt vielleicht dem ersten Eindruck nach eher altbacken, klingt zu viel nach verwalten und weniger nach gestalten. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die wesentlichen Merkmale der Selbstverwaltung sind Mitbestimmung, Gestaltungswille und Engagement für andere.
Eine hohe Wahlbeteiligung kann dazu beitragen, dass die Ärztekammer die Interessen ihrer Mitglieder und die ihrer Patientinnen und Patienten im Landesteil Nordrhein kraftvoll vertreten kann. Das ist notwendiger denn je, denn der gesundheitspolitische Reformbedarf in einer alternden Gesellschaft bei gleichzeitigem Fachkräftemangel und anstehender Digitalisierung ist groß. Die Ärztekammer, als berufliche Vertretung aller Ärztinnen und Ärzte, kann hier, so wie sie es beispielsweise beim Krankenhausplan NRW gezeigt hat, konstruktiv mitwirken. Denn die Kammer bringt die eigene Interessenvertretung und das Patientenwohl wirkkräftig zusammen. Das zeigt sich bei der Ausgestaltung der Fort- und Weiterbildung ebenso wie bei der Qualitätssicherung und bei der Gestaltung der Berufsaufsicht. 

Viele Ärztinnen und Ärzte sind unter den derzeitigen wirtschaftlichen und personellen Rahmenbedingungen gezwungen, ihren Patientinnen und Patienten eine entscheidende Ressource vorzuenthalten: ausreichend Zeit. Dies geht zulasten einer empathischen Arzt-Patienten-Beziehung und zulasten von Vertrauen, das Patientinnen und Patienten zur Genesung benötigen. Dies geht aber auch zulasten der Berufszufriedenheit von Ärztinnen und Ärzten, denen täglich durch zu viel Bürokratie Freiräume zur Patientenbehandlung fehlen. 

Die Ärztinnen und Ärzte, die sich zur Wahl stellen, treten an, um diese Entwicklung zu stoppen und Vorschläge vorzulegen, wie wieder mehr Patienten-Arztzeit gewonnen werden kann. Sie wollen ihre Vorschläge in die Gesetzgebung zur Sicherung der ambulanten und stationären Versorgung in den Städten und auf dem Land einbringen. Bei der Kommentierung, aber auch bei der Ausgestaltung der Gesetze ist die ärztliche Selbstverwaltung gefragt, die von der Kompetenz und dem Engagement ehrenamtlich tätiger Ärztinnen und Ärzte lebt.

1.799 Ärztinnen und Ärzte kandidieren bei dieser Wahl. 19 Listen treten im Regierungsbezirk Düsseldorf und 18 im Regierungsbezirk Köln an. Die Namen aller Ärztinnen und Ärzte auf den Listen finden Sie unter den Amtlichen Bekanntmachungen auf unserer Homepage unter www.aekno.de/bekanntmachungen

Damit diese Kolleginnen und Kollegen in den nächsten fünf Jahren erfolgreich für Ihre Belange arbeiten können, benötigen sie Ihre Stimme. Nutzen Sie Ihre Wahlmöglichkeiten für eine starke Selbstverwaltung und zum Erhalt Ihrer Freiberuflichkeit, die auch darin besteht, Berufsausübung und Berufsaufsicht selbst regeln zu können.


Sabine Schindler-Marlow, Chefredakteurin