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Gefahr des gläsernen Patienten

13.12.2023 Seite 6
RAE Ausgabe 1/2024

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 1/2024

Seite 6

© Ärztekammer Nordrhein


1974 ist das Jahr der großen Rücktritte: Der damalige Bundeskanzler Willy Brandt tritt im Mai von seinem Amt zurück, nachdem sein persönlicher Referent, Günter Guillaume, als DDR-Spion enttarnt wurde. Helmut Schmidt wird Bundeskanzler. Als Vizekanzler tritt Dietrich Genscher an seine Seite. Jenseits des Atlantiks erklärt der amerikanische Präsident Richard Nixon vor dem Hintergrund seiner Rolle in der „Watergate-Affäre“ im August seinen Rücktritt. Die von Willy Brandt eingeleitete Ostpolitik zeigt erste greifbare Auswirkungen. Das Reisen zwischen BRD und DDR wird erleichtert und die Kooperation mit Polen und der Sowjetunion wird durch Abkommen auf verschiedenen Ebenen intensiviert. Die Bundesrepublik wird Fußballweltmeister im eigenen Land.

Der Leitartikel im Rheinischen Ärzteblatt (RÄ) vom 10. Januar 1974 titelte „1984 – Der Computer und die nummerierten Bürger“, in Anspielung an den Roman „1984“ von George Orwell aus dem Jahr 1948. Der -Autor warnt vor einer unkontrollierten Speicherung von personenbezogenen Daten. „Unerträglich aber kann die Gefahr werden, wenn es gelingt, alle Daten aus allen Lebensbereichen in einem einzigen System zu speichern oder einen Verbund zwischen verschiedenen Systemen herzustellen.“ Er warnt mit Blick auf medizinische Daten davor, den Persönlichkeitsschutz zu vernachlässigen. „Wenn der Schutz des Individuums in seiner Intimsphäre nicht mehr gewährleistet werden kann, ist auch ein Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt – eine der wichtigsten Grundlagen jeder Therapie – kaum noch vorstellbar.“    

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