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Blick vor und zurück

Leitartikel zwischen den Jahren

25.11.2024 Seite 6
RAE Ausgabe 12/2024

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 12/2024

Seite 6

© Ärztekammer Nordrhein

In der Ausgabe vom 25. Dezember 1974 des Rheinischen Ärzteblatts (RÄ) verfassten der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Dr. Friedrich-Wilhelm Koch, und der Erste Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Dr. Hans Wolf Muschallik, gemeinsam einen Leitartikel. Unter dem Titel „Rückschau und Ausblick“ stellten sie fest, dass viele Menschen verunsichert seien durch eine „Ideologisierung unseres politischen Lebens“. Es sei absurd, „daß die Unzufriedenheit des einzelnen mit steigendem Wohlstand, mit jedem weiteren Ausbau der sozialen Sicherung noch zu wachsen scheint.“ Auch die Ärztinnen und Ärzte spürten die Unzufriedenheit, obwohl das deutsche Gesundheitswesen im internationalen Vergleich eine Spitzenposition einnehme. „Wir stehen in der Arztdichte an der Weltspitze“ und die medizinische Versorgung sei auf einem hohen Niveau. „Und trotzdem war die Kritik am Gesundheitswesen und an der Ärzteschaft noch nie so stark und so allgemein wie jetzt.“ Die beiden ärztlichen Körperschaften seien zu einer sinnvollen Weiterentwicklung des Systems bereit. Allerdings würden sie sich gegen Forderungen nach einer „blindwütigen Systemveränderung“ wehren, hinter der „bei allem verbalen intellektuellen Anstrich häufig nichts anderes steht als unausgegorenes Revoluzzertum“. Gleichzeitig warnten die Vorsitzenden der beiden ärztlichen Körperschaften vor administrativen Maßnahmen, die das Gesundheitswesen „strangulieren, bis die Freiheit der Medizin auf der Strecke bleibt.“

In der gleichen Ausgabe veröffentlichte das RÄ eine Statistik zur Krankenhausversorgung im Land. Demnach standen 1972 in NRW 190.962 Betten in 723 Klinken zur Verfügung. 50 Jahre später sind es noch 112.862 Betten (-40,9 %) in 333 Krankenhäusern (-53,9 %). Diesem Rückgang steht eine deutliche Steigerung der Patientenzahlen gegenüber. Wurden 1972 2,7 Millionen Patienten versorgt, so waren es im Jahr 2022 rund 4,1 Millionen Patientinnen und Patienten, wie das Statistische Landesamt vor Kurzem mitteilte. Das bedeutet ein Plus von rund 34 Prozent.    

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