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Praxis

Medizinische Fachangestellte: Umschulen in Essen

16.07.2024 Seite 21
RAE Ausgabe 8/2024

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 8/2024

Seite 21

Im praktischen Teil der Umschulung zur Medizinischen Fachangestellten lernen die Teilnehmerinnen den Praxisalltag kennen. © ISO K Medien GmbH/ stock.adobe.com
6.929 Menschen befanden sich im vergangenen Jahr in Nordrhein in einer Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten (MFA), rund drei Prozent mehr als 2022. Im bundesweiten Ranking der beliebtesten Ausbildungsberufe bei Frauen des Bundesinstitutes für Berufsbildung lag der Ausbildungsberuf der MFA zum zweiten Mal in Folge auf Platz 1. Dennoch gilt er der Bundesagentur für Arbeit zufolge als Engpassberuf.

von Vassiliki Temme

Das Interesse am Beruf der MFA ist groß. Dennoch fällt es Praxisinhaberinnen und -inhabern zunehmend schwer, freiwerdende Stellen zu besetzen. Die Bundesärztekammer und die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat das im vergangenen Sommer dazu veranlasst, eine Werbekampagne für die Ausbildung zur MFA zu starten (https://www.von-beruf-wichtig.de/). Zuletzt hat auch der Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege darauf hingewiesen, dass der Bedarf an Fachkräften im Gesundheitswesen in den nächsten zehn bis 15 Jahren das Angebot übersteigen wird, wenn es keine Reform der Versorgungsstrukturen gibt. Um den Mangel an MFA in den Arztpraxen abzufedern, gibt es inzwischen auch Ausbildungsinitiativen in der Erwachsenenbildung. 

Beruf mit Zukunft

Beispiel Essen: Das Bfz-Essen ist seit 50 Jahren Bildungsträger für Erwachsene. Seit vergangenem Sommer bietet der Dienstleister auch eine Umschulung zur Medizinischen Fachangestellten an. Die Anregung zur Entwicklung eines Umschulungskonzepts für MFA ging vom Job Center in Essen aus, das auf einen erhöhten Bedarf von MFA und fehlende Ausbildungsmöglichkeiten hingewiesen hatte. „Die Lerninhalte haben wir gemeinsam mit der Ärztekammer Nordrhein erarbeitet“, erläutert Oliver Ruhnke, Abteilungsleiter im Fachbereich Gesundheitsberufe am Bfz-Essen gegenüber dem Rheinischen Ärzteblatt. „Im Vergleich zur normalen Ausbildung ist die Umschulung um ein Jahr verkürzt. Wir arbeiten nach einem Trainee-Modell mit einem Jahr Präsenzunterricht und einem Jahr Praktikum“, so Ruhnke.

Der erste Ausbildungsgang startete im Sommer 2023 mit drei Teilnehmerinnen. Diese absolvieren nach bestandener Zwischenprüfung inzwischen den praktischen Teil ihrer Ausbildung. Die zweite Gruppe begann im Januar dieses Jahres mit bereits zehn Umschülerinnen und die Sommergruppe von 2024 geht mit 21 Teilnehmern ins Rennen. Für Ruhnke spiegelt der Anstieg der Teilnehmerzahlen das wieder, was er auch vom Job Center und dem persönlichen Austausch mit Arztpraxen aus der Region weiß: „Der Beruf ist gefragt und hat Zukunft. Und weil unsere Auszubildenden bereits über Berufserfahrung verfügen, behandeln wir im Unterricht nur die Fachthemen, also die Fächer, die auch später geprüft werden“, erklärt Ruhnke. 

Unterrichtet wird der medizinische Teil der Umschulung, ebenso wie in den Berufsschulen, von Ärztinnen und Ärzten. Eine von ihnen ist Dr. Patricia Aden, stellvertretende Vorsitzende der Kreisstelle Essen der Ärztekammer Nordrhein. Die erfahrene Fachlehrerin für MFA sieht in der bereits vorhandenen Berufserfahrung der Umschülerinnen durchaus Vorteile. „Das betrifft Arbeitsmoral, Stressmanagement und Disziplin ebenso wie eine gewisse Lebenserfahrung“, so Aden. Auf der anderen Seite hätten die meisten Umschülerinnen aber auch seit ihrer Jugendzeit nicht mehr gelernt. „Diesen Spagat gilt es als Lehrkraft zu meistern“, erläutert die Ärztin. Der Unterrichtet findet ganztags statt. Aden wirbt dafür, dass sich mehr ärztliche Kolleginnen und Kollegen in der MFA-Ausbildung engagieren. „Jeder approbierte Arzt und jede approbierte Ärztin kann und darf Wissen vermitteln“, betont sie. Sie selbst findet die Arbeit als Lehrkraft erfüllend: „Kein Tag ist wie der andere, es bleibt immer spannend und es macht sehr viel Spaß, Menschen dabei zu helfen, eine Berufsausbildung abzuschließen und beruflich auf eigenen Beinen zu stehen.“ 

Das Bfz-Essen sucht dringend ärztliche Lehrkräfte für die MFA-Ausbildung

Kontakt: Karolingerstraße 93, 45141 Essen 
Telefon: 0201 88-72900 

E-Mail: ruhnke(at)bfz-essen.de
Homepage: https://www.bfz-essen.de/