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Gesundheits- und Sozialpolitik

Der Countdown läuft

18.04.2023 Seite 21
RAE Ausgabe 5/2023

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 5/2023

Seite 21

Die Ärztekammer Nordrhein freut sich, die 250 ärztlichen Abgeordneten aus ganz Deutschland, sowie Gäste aus dem In- und Ausland zum 127. Deutschen Ärztetag begrüßen zu können. © Göran Gnaudschun Gestaltung: büro uebele visuelle kommunikation Justyna Sikora, Andreas Uebele
Am 16. Mai beginnt der 127. Deutsche Ärztetag in Essen. Zu diesem Anlass kommen 250 ärztliche Abgeordnete aus ganz Deutschland für vier Tage ins Ruhrgebiet, um gesundheitspolitische Impulse zu setzen und wichtige berufspolitische Themen zu beraten. Eröffnet wird der Deutsche Ärztetag am 16. Mai in der Essener Philharmonie, unter anderem im Beisein von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, dem nordrhein-westfälischen Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann sowie dem Oberbürgermeister der Stadt Essen, Thomas Kufen.

von Sabine Schindler-Marlow

In der gesundheits- und sozialpolitischen Generalaussprache werden sich die Abgeordneten unter anderem mit Vorschlägen der von Bundesgesundheitsminister Lauterbach eingesetzten Krankenhauskommission zur Krankenhaus- und Notfallreform befassen. Vor diesem Hintergrund wird der Deutsche Ärztetag unter anderem die Frage diskutieren, wie sich die geplanten Reformen auf die zukünftige Weiterbildung für Ärztinnen und Ärzte auswirken werden. Im Vorfeld des Deutschen Ärztetags haben Bundes- und Landesärztekammern verstärkt darauf hingewiesen, dass die Versorgungsqualität in den Krankenhäusern maßgeblich davon abhängt, gut qualifizierte Ärztinnen und Ärzte sowie andere Gesundheitsfachberufe zu haben. Bund und Länder müssten bei der geplanten Krankenhausreform deshalb immer auch mögliche Folgen für die ärztliche Weiterbildung und die Mitarbeiterqualifizierung im Blick haben. 

Schwerpunktthemen

Zudem werden sich die Abgeordneten des Deutschen Ärztetages im Mai mit den Themen „Gesundheitsbildung: Vom Wissen zum Handeln“ und „Freiheit und Verantwortung in der ärztlichen Profession“ beschäftigen.
Im Rahmen des Schwerpunktthemas „Gesundheitsbildung“ soll die hohe Bedeutung von Gesundheitskompetenz, Gesundheitsförderung und Prävention vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung diskutiert werden. Angesichts der großen Herausforderungen, vor die eine Gesellschaft des langen Lebens das Gesundheitswesen stellen wird, gilt es nicht nur zu überlegen, wie die Versorgung der steigenden Nachfrage an Gesundheitsleistungen anzupassen ist, sondern auch, wie der Krankheitslast in der Bevölkerung durch Prävention und Gesundheitskompetenz entgegengewirkt werden kann. Rund 40 Prozent aller Krebserkrankungen sind durch eine gesunde Lebensweise vermeidbar – dazu zählen insbesondere nicht rauchen, wenig oder kein Alkohol, ein normales Körpergewicht und viel Bewegung. Auch die Krebsfrüherkennung birgt erhebliches Präventionspotenzial. Hierzu zählen Untersuchungen wie die Mammographie, die Darmspiegelung oder das Hautkrebs-Screening, zumal sich diese auf Krebsarten mit hohen Fallzahlen richten. Seit der Coronapandemie beobachten Ärztinnen und Ärzte allerdings in Sachen Prävention eher Rückschritte als Fortschritte. Viele Menschen leben heute ungesünder als vor der Pandemie: Sie bewegen sich weniger, einige haben zugenommen und die Raucherquote bei Jugendlichen und Erwachsenen ist deutlich gestiegen. Daten von Krankenkassen belegen zudem gesunkene Teilnahmeraten bei Krebsfrüherkennungs-Untersuchungen. Vor diesem Hintergrund braucht es schnell eine politische Strategie, wie in Deutschland Verhaltens- und Verhältnisprävention im Rahmen eines „Health-in-All-Policies“-Ansatzes gestärkt und Gesundheitskompetenz in allen Lebenswelten gefördert werden kann. 


Bei dem Tagesordnungspunkt „Freiheit und Verantwortung in der ärztlichen Profession“ werden sich die Delegierten mit dem ärztlichen Berufsbild und der Rolle der Ärzteschaft und der Selbstverwaltung in der Gesundheitsversorgung der Zukunft auseinandersetzen. Auch wenn sich die Anforderungen an das Gesundheitswesen ändern, so gilt es auch weiterhin, das spezifische des Arztberufes, nämlich die Weisungsunabhängigkeit von nichtärztlichen Dritten in fachlichen und medizinischen Fragen, zu erhalten. Denn die professionelle Autonomie dient einzig und allein dem Interesse der Patientinnen und Patienten und ist somit ein Schutz vor einer zunehmend durch ökonomische Einflüsse geprägten medizinischen Versorgung. Ein weiterer Diskussionspunkt wird in diesem Kontext auch die Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen sein. Ein Thema, mit dem sich im Vorfeld des Deutschen Ärztetags auch das „Dialogforum Junge Ärztinnen und Ärzte“ beschäftigt (siehe Seite 9).


Darüber hinaus ist der Deutsche Ärztetag in Essen auch ein Wahlärztetag. Die 250 Delegierten werden Präsident/Präsidentin und zwei Vizepräsidenten/Vizepräsidentinnen, zwei weitere Ärztinnen/Ärzte für den Vorstand sowie die Vorstände der Deutschen Akademie für Allgemeinmedizin und der Deutschen Akademie der Gebietsärzte für die nächsten vier Jahre wählen.


Auf unserer Homepage und unserem Instagramkanal werden wir während des Ärztetags über die aktuellen Tagesordnungspunkte, Beschlüsse und Rahmengeschichten rund um den Ärztetag informieren. Unter www.aerztetag2023.de finden Sie das aktuelle Programm zum Ärztetag in Essen und technische Hinweise, um an den Veranstaltungen per Stream teilzunehmen.