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Gesundheits- und Sozialpolitik

Entlastung im kinderärztlichen Notdienst – Videosprechstunde hat sich bewährt

21.02.2023 Seite 22
RAE Ausgabe 3/2023

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 3/2023

Seite 22

Angebot mit Filterfunktion: Insbesondere in Zeiten mit hohen Infektionszahlen kann mithilfe der Videosprechstunde das Patientenaufkommen im ärztlichen Notdienst entzerrt werden. © Robert Kneschke/stock.adobe.com
Kinderärztliche Expertise außerhalb der Sprechstundenzeiten – schnell, einfach und digital. Nach einer Laufzeit von rund fünf Wochen endete am 31. Januar planmäßig das Weihnachten 2022 kurzfristig eingeführte Angebot der Videosprechstunde im Kindernotdienst der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO).

von Christopher Schneider und Thomas Petersdorff

Seit dem 24. Dezember haben Ärztinnen und Ärzte aus der Region mittwochs, feiertags und am Wochenende das zusätzliche Angebot digitaler Erstberatungen durchgeführt, um die enorme Belastung der Kinderarzt- und Notdienstpraxen über den Jahreswechsel abzumildern. Und das mit großem Erfolg: Insgesamt wurden mehr als 2.300 Videosprechstunden durchgeführt. Für die ihren Bereitschaftsdienst leistenden Ärztinnen und Ärzte eine enorme Entlastung: Fast der Hälfte der anrufenden Eltern konnte bereits im Rahmen der Online-Beratung abschließend geholfen werden, sodass die jungen Patientinnen und Patienten im Anschluss keine Notdienstpraxis zur weiteren Behandlung aufsuchen mussten. Nicht zuletzt in Zeiten starker Infektwellen erfüllt die Videosprechstunde damit eine wichtige Filterfunktion, da sich die Eltern vorab ein Bild machen können, ob ein Arztbesuch dringlich ist oder nicht. So kann der Zustrom in die Praxen im Bedarfsfall frühzeitig gebremst werden.  

Eine sinnvolle Ergänzung der etablierten Strukturen

„Ich freue mich sehr darüber, dass das Angebot zahlreichen Eltern und ihren Kindern weiterhelfen konnte und danke den teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen ganz ausdrücklich für ihre Unterstützung. Die rege Inanspruchnahme und das Feedback der Nutzerinnen und Nutzer bestätigt unseren Eindruck, dass Telemedizin insbesondere in der jüngeren, digitalaffinen Elterngeneration sehr gut aufgenommen und entsprechend genutzt wird. Insofern war das Angebot nicht nur ein Leuchtturmprojekt, sondern gleichzeitig auch eine Blaupause für niedrigschwellige Telemedizin im Rheinland. Ziel war es, die ambulante Versorgung im Sinne der Patientinnen und Patienten sinnvoll zu ergänzen und dies hat gut funktioniert. Als KV Nordrhein streben wir an, das Konzept zukünftig möglichst flächendeckend und regelhaft im Rheinland zu etablieren“, bilanzierte Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KVNO.     

Entlastung vor allem zwischen Weihnachten und Silvester

„Der Nutzen des Angebotes liegt auf der Hand: Zum einen erhalten Eltern zeitnah und unkompliziert die Möglichkeit, eine pädiatrische Beratung in Anspruch zu nehmen. Das ist hilfreich gerade bei möglichen Unsicherheiten und vor dem Besuch einer Notdienstpraxis, der ja nicht selten einen längeren Anfahrtsweg mit sich bringt. Gleichzeitig wurden vor allem um Weihnachten die stark frequentierten Kinderarztpraxen entlastet. Unser Dank gilt dabei auch dem NRW-Gesundheitsministerium, das die Projektkosten getragen hat“, fügte Dr. Carsten König, stellvertretender Vorsitzender der KVNO, hinzu.

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann erklärte: „Aufgrund der starken Infektionswelle Ende letzten Jahres waren insbesondere die Kinderärztinnen und -ärzte sehr stark belastet. Gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein konnten wir durch die Videosprechstunden im kinderärztlichen Notdienst für eine spürbare Entlastung sorgen sowohl der Eltern mit ihren Kindern als auch der Notfallpraxen. Wir haben damit gezeigt, dass unser Gesundheitssystem in der Lage ist, kurzfristig auf besondere Belastungen zu reagieren. Mit Blick auf die Digitalisierung in der medizinischen Versorgung zeigt das auch: Telemedizinische Lösungen sind vor allem angesichts des akuten Fachkräftemangels eine wichtige Strategie für die Zukunft. Sie helfen dabei, Lasten besser zu verteilen und insbesondere Belastungsspitzen abzufangen. Die Telemedizin ist ein wichtiger Baustein der nordrhein-westfälischen Gesundheitspolitik.“

Rund 30 teilnehmende Kinderärztinnen und -ärzte haben im Zwei-Schicht-System die telemedizinischen Erstberatungen für Eltern und ihre Kinder durchgeführt. Vor allem an Heiligabend und an den beiden Weihnachtstagen war der Wunsch nach einer medizinischen Erstberatung hoch, insgesamt wurden an diesen Tagen gut 1.100 Videosprechstunden durchgeführt. Seit Anfang 2023 geht die Infektwelle in den Praxen erkennbar zurück. Im Schnitt wurden an den letzten Januar-Wochenenden jeweils noch etwa 150 digitale Sprechstunden vermittelt.

Christopher Schneider ist stellvertretender Pressesprecher der KV Nordrhein, Thomas Petersdorff Referent im Bereich Presse und Medien der KV Nordrhein.