In der ersten Februar-Ausgabe 1973 des Rheinischen Ärzteblatts (RÄ) beschäftigte sich der Leitartikel mit dem 25. Gründungsjubiläum des Marburger Bundes (MB) und eines Kongresses in Marburg mit dem Titel „Medizin und gesellschaftlicher Fortschritt“. Dieser Marburger Kongress mit rund 1.500 Teilnehmern fand am gleichen Wochenende statt wie die Jubiläumsfeier des MB in Köln. Charakterisiert wurde die Versammlung in Marburg als „Sozialistischer Gesundheitskongreß“, zu dem gewerkschaftlich organisierte Ärzte, Medizinalassistenten bis hin zu Politologen und Gewerkschaftsfunktionären aufgerufen hatten. Das RÄ machte deutlich, dass dieser Kongress mit den Interessen des 1948 in der gleichen Stadt gegründeten MB nichts gemein hatte. Der MB wurde „aus der Not der Nachkriegszeit geboren“ und brachte von Beginn an die große Mehrheit der Ärzte hinter sich. Die anfänglichen Aufgaben waren andere als 25 Jahre später. „Es war damals zum Beispiel für die meisten Krankenhausärzte die Zeit schier unangemessener Arbeitszeiten und in vielen Fällen einer ‚Bezahlung‘, die nur in einer vom Krankenhausträger gnädig gewährten Mahlzeit oder – schon besser – in freier Unterkunft mit einem kleinen Taschengeld bestand.“ Das RÄ betonte zur Abgrenzung von dem Kongress, dass der MB keine „einseitige Standespolitik gegen die Interessen der Bevölkerung, gegen ein möglichst effizientes Gesundheitswesen“ betreibe. Der Boden „unserer freiheitlichen Gesellschaftsordnung“ wurde bei allen Reformvorschlägen nie verlassen.
Der damalige Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Dr. Friedrich Wilhelm Koch, hielt auf dem 13. Kongress der Deutschen Zentrale für Volksgesundheitspflege ein Grundsatzreferat, das das RÄ in seiner zweiten Februar-Ausgabe 1973 im Wortlaut abdruckte. Den Text lockert ein Foto auf, das den Präsidenten in einer dynamischen Pose zeigt. In der rechten Hand hält er eine Zigarette. Titel des Referats: „Ärztliche Praxis im Umbruch zur Prävention, ihre Möglichkeiten und Grenzen“.
bre