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Medizinische Fachangestellte

Jede Zweite denkt daran, aus dem Beruf auszusteigen

16.03.2022 Seite 9
RAE Ausgabe 4/2022

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 4/2022

Seite 9

Jede vierte Medizinische Fachangestellte gibt an, ein geringeres Entgelt zu erhalten als tarifvertraglich vereinbart. © creative studio/ stock.adobe.com

Fast jede zweite Medizinische Fachangestellte (46 Prozent) hat im vergangenen Jahr mehrmals im Monat daran gedacht, aus dem Beruf auszusteigen. Das ergab eine aktuelle Online­Umfrage zur Gehalts- und Arbeitssituation von medizinischen Fachangestellten (MFA) im Auftrag des Verbandes medizinischer Fachberufe, an der sich mehr als 3.900 MFA beteiligten. „Das ist eine sehr beängstigende Entwicklung“, erklärte die Präsidentin des Verbandes, Hannelore König, Ende Februar. Bei einer Umfrage im Jahr 2017 seien es noch 22 Prozent gewesen. „Wenn wir auch nur einen Teil dieser Kolleginnen und Kollegen verlieren, ist die Betreuung der Patienten in den Arztpraxen und Medizinischen Versorgungszentren ernsthaft bedroht“, so König. 

Ursache für die zunehmende Abwanderung von MFA aus dem Beruf ist nach Ansicht des Verbandes vor allem die fehlende finanzielle und öffentliche Wertschätzung der Leistungen der Berufsangehörigen. Diese erhielten zum Beispiel im Gegensatz zu vielen Pflegekräften keinen staatlichen Coronabonus. Und während der Mindestlohn für Pflegehilfskräfte auf 13,70 Euro und für qualifizierte Pflegehilfskräfte auf 14,60 Euro steige, gebe es für MFA keinen höheren Mindestlohn. In der aktuellen Umfrage hätten zehn Prozent der MFA angegeben, dass sie einen Bruttostundenlohn von unter zwölf Euro erhielten. Zudem erklärte jede Vierte, ein geringeres Entgelt zu erhalten als tarifvertraglich vereinbart. „Das heißt auch, dass wir neben der zeitnahen Gegenfinanzierung der Tarifsteigerungen unbedingt eine höhere Tarifverbindlichkeit im ambulanten Bereich benötigen“, forderte König.     

HK