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74. Deutscher Ärztetag in Mainz

Sozialisierung – Modenschau – Besichtigungen

22.05.2021 Seite 6
RAE Ausgabe 6/2021

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 6/2021

Seite 6

© Ärztekammer Nordrhein

Ausführlich berichtet das Rheinische Ärzteblatt (RÄ) in seiner Ausgabe vom 8. Juni 1971 vom 74. Deutschen Ärztetag in Mainz, der ein „über eine Woche sich hinziehendes Mammutprogramm an Sitzungen des Plenums“ zu bewältigen hatte. Da am letzten Tag das Plenum nicht mehr beschlussfähig war, mussten die Beratungen vorzeitig abgebrochen werden. Dennoch ging von dem Ärztetag ein Signal der Geschlossenheit aus. „Die von Kritikern des Berufsstandes erhoffte ‚große Auseinandersetzung‘ innerhalb der deutschen Ärzteschaft ist ausgeblieben“, schrieb das RÄ. Die gesellschaftliche Aufbruchstimmung Anfang der 1970er-Jahre ging auch an der Ärzteschaft nicht spurlos vorüber. Dennoch waren sich die Delegierten weitgehend einig, dass die „Sozialisierung des Arztes“ verhindert werden müsse. Allerdings gebe es auch aus der Politik keine diesbezüglichen Bestrebungen, beschwichtigte der damalige Präsident der Bundesärztekammer, Professor Dr. Ernst Fromm. Er plädierte für die Beruhigung dieser Diskussion und lenkte den Blick auf Sachthemen wie beispielsweise die Prävention oder das zunehmende Problem der Drogenabhängigkeit in Deutschland. Das Rahmenprogramm des damaligen Ärztetages bot eine Modenschau, zahlreiche Besichtigungen und einen Galaball. 

Das Düsseldorfer Arbeits- und Sozialministerium hatte dem zunehmenden „Rauschgiftproblem einen offenen Kampf angesagt“, wie in der gleichen Ausgabe des RÄ berichtet wurde. Vor allem die Beobachtung, dass „mehr und mehr Jugendliche auf ‚harte Drogen‘ wie LSD und Heroin umwechselten“, veranlasste das Ministerium, „durchgreifende Maßnahmen“ anzukündigen. Geplant waren ein Aufklärungsprogramm für Eltern und Lehrer, Beratungsstellen für Süchtige und der Aufbau von Suchtbehandlungsschwerpunkten in den Landeskrankenhäusern. Zur gleichen Zeit bildete sich in Oberhausen eine „Aktionsgemeinschaft der Ärzte gegen Drogenmißbrauch“, die Aufklärungsarbeit plante. Die -Ausgabe vom 23. Juni 1971 berichtet von einem 19-jährigen Mann, der während eines Krankenhausaufenthalts wegen Rauschgiftsucht an einer Überdosis starb. Die Staatsanwaltschaft ermittelte, wie der Mann in der Klinik an die Drogen gekommen war.    

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