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Wissenschaft und Fortbildung – Zertifizierte Kasuistik – Folge 69

Medizinischer Notfall an Bord eines Flugzeugs

25.06.2021 Online FortbildungSeite 31
RAE Ausgabe 7/2021

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 7/2021

Seite 31

Diagnostische und therapeutische Überlegungen

von Jochen Hinkelbein, Christoph Ernst, Felix Liebold, Sirin Yücetepe und Jan Schmitz

Auf einem Langstreckenflug einer deutschen Airline von Frankfurt nach Shanghai sind bereits sieben Stunden Flugzeit vergangen. Das Flugzeug befindet sich über der russischen Tundra. Auf dem Weg zur Toilette zeigt sich Ihnen folgendes Bild: Ein circa 75 Jahre alter Mann liegt auf der mittleren Sitzbank. Ein Flugbegleiter, der gerade den Blutdruck des Patienten misst, ist über ihn gebeugt. Sie weisen sich als Arzt aus und bieten umgehend Ihre Hilfe an. Der Patient gibt an, seit dem Start in Frankfurt intermittierend pektanginöse Beschwerden zu haben. Eine kardiale Vorerkrankung sowie andere Vorerkrankungen werden verneint. Der Blutdruck ist mit 150/90 mmHg leicht erhöht. Die Herzfrequenz beträgt 130 Schläge pro Minute. Aktuell befindet sich der Patient in einem beschwerdefreien Intervall.

Der Flugbegleiter, der inzwischen Rücksprache mit dem Kapitän gehalten hat, fragt Sie nun, wie das weitere Vorgehen aussehen soll. Nun stellen sich für Sie folgende generelle Fragen zur medizinischen Versorgung an Bord von Flugzeugen:

  1. Wie wirken sich die veränderten Umgebungsbedingungen auf Passagiere aus? 
  2. Welches Equipment wird vorgehalten?
  3. Wie sehen die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine Versorgung in 30.000 Fuß über Russland aus?
  4. Was passiert, wenn der Patient eine zeitkritische Erkrankung vorweist, die schnellstmöglich einer Diagnostik und Intervention bedarf?


Sie entscheiden sich zunächst zur Anfertigung eines 1-Kanal Notfall-EKGs. Dieser Befund zeigt eine Sinustachykardie (siehe Abbildung).
 
Sie empfehlen die Fortführung des Fluges unter engmaschiger Vitalzeichenkontrolle. Nach weiteren fünf Stunden Flugzeit und einer erneuten Episode von Angina Pectoris (AP) erfolgt die planmäßige Landung am Zielort. Sie empfehlen die unmittelbare Vorstellung in einem Krankenhaus und tauschen die Mobilfunknummern aus.

 Drei Tage nach dem Vorfall meldet sich der Patient und dankt Ihnen für Ihre Hilfe. Der Patient wurde in einem Akutkrankenhaus in Shanghai stationär aufgenommen. Nach Ende des Fluges trat keine Episode der AP-Symptomatik mehr auf. Im Krankenhaus entschied man sich dennoch, eine Koronarangiographie durchzuführen. Hierbei sei eine mittelgradige Stenose der LAD (left anterior descending) aufgefallen, die mit einem Stent versorgt wurde. Anscheinend haben die veränderten Umgebungsbedingungen an Bord des Flugzeugs eine asymptomatische Vorerkrankung exazerbieren lassen. 

Professor Dr. Jochen Hinkelbein ist Geschäftsführender Oberarzt an der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Universitätsklinikum Köln. Felix Liebold, Dr. Sirin Yücetepe und Dr. Jan Schmitz sind ebenfalls dort tätig.
Christoph Ernst arbeitet an der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Klinikum Leverkusen.

 

Professor Dr. Malte Ludwig ist ambulant als Angiologe am Zentrum für Kardiologie am Klinikum Starnberg tätig. Er koordiniert und begleitet die Reihe inhaltlich.


Kurzanleitung zur „Zertifizierten Kasuistik“

Hinweis: Die 2 Fortbildungspunkte können über das System des Einheitlichen Informationsverteilers (EIV) Ihrem Punktekonto bei der Ärztekammer gutgeschrieben werden. Es werden Ihre Einheitliche Fortbildungsnummer, die Veranstaltungsnummer und die Anzahl der Punkte übermittelt.

Einsendeschluss: Die Lernerfolgskontrolle muss spätestens bis Montag, 30. August 2021 per Fax oder per Post eingegangen sein (Poststempel). 0211 4302-5808, Postanschrift: Nordrheinische Akademie für ärztliche Fort- und Weiterbildung, Tersteegenstr. 9, 40474 Düsseldorf.

Auflösung: im Rheinischen Ärzteblatt 9/2021 in der Rubrik Magazin.
 
via www.aekno.de

Die Zertifizierte Kasuistik sowie ausführliche Informationen zur Differenzialdiagnostik findet sich auf der Homepage der Ärztekammer Nordrhein unter www.aekno.de/cme.

Die bisher veröffentlichten Kasuistiken der Reihe finden sich zu Übungszwecken unter www.aekno.de/cmetest.