Mit einem Editorial der Schriftleitung auf der ersten Seite startet das Rheinische Ärzteblatt (RÄ) in der Ausgabe vom 8. Januar 1971 ins neue Jahr. „Das kommende Jahr wird die Ärzteschaft vor neue große Aufgaben stellen.“ Dazu zählte die Einführung von Früherkennungsuntersuchungen bei Kindern. Auch die Krebsvorsorgeuntersuchungen bei Frauen ab 30 Jahren sowie bei Männern ab dem 45. Lebensjahr wurden Mitte 1971 in die kassenärztliche Versorgung miteinbezogen. „Die niedergelassene Ärzteschaft muß in Zusammenwirken mit allen hierzu bereiten und geeigneten Kollegen zur Erfüllung dieses Zieles zusammenarbeiten“. Daneben hob die Schriftleitung die Öffnung der „sozialen Krankenversicherung für alle nicht versicherungspflichtigen Angestellten“ als Weichenstellung für die Zukunft hervor. „Das ,Klassenlose Krankenhaus‘ als Schlagwort politisch und ideologisch hochgespielt, wird ohne Initiative der Ärzteschaft die Gemüter weiter verwirren.“ Das Schlagwort bezeichnete einen Vorschlag der SPD, in Krankenhäusern die Möglichkeit der privaten Liquidation von Leistungen abzuschaffen und so eine gleiche Behandlung aller Patienten unabhängig von deren finanzieller Leistungsfähigkeit zu ermöglichen. Dagegen liefen die Ärztinnen und Ärzte Anfang der 1970-er Jahre Sturm. „Die freiberufliche Tätigkeit des Arztes im und am Krankenhaus zu gewährleisten, sollte nicht in das Land der Utopie verwiesen werden“, schrieb das RÄ und schloss das Editorial mit Blick auf die Aufgaben, die im Jahr 1971 auf die Ärzteschaft zukamen: „Alle Kollegen sind aufgerufen, mitzuwirken und mitzuarbeiten.“
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