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Mail aus Bonn

26.04.2020 Seite 10
RAE Ausgabe 5/2020

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 5/2020

Seite 10

Marie Noëlle Engels © privat

Wohin ich auch schaue, überall ist COVID-19 das dominierende, wenn nicht das einzige Thema. Gerne hätte ich darum von etwas anderem geschrieben. Doch da das Virus aktuell ebenso mein Studium bestimmt, komme ich nicht umhin, es auch zum Thema dieses Textes zu machen. Als ich in meiner letzten Kolumne das zweite Staatsexamen thematisierte, war noch nicht abzusehen, dass kurze Zeit später sein bloßes Stattfinden zur Diskussion stehen würde. Für die angehenden PJler war der Schock groß. Über 100.000 stellten sich an ihre Seite und forderten in einer Petition der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) faire Bedingungen für Prüfungen und PJ trotz Krise. Schließlich wurde die Entscheidung den Bundesländern überlassen. In NRW wird das zweite Staatsexamen stattfinden, in anderen Bundesländern wohl nicht. Der mentale Stress, den diese Unsicherheit bedeutet, muss enorm sein. Während die Examenskandidatinnen und -kandidaten also mit dem Lernen fortfahren, versuchen die Kliniken sich auf den „Peak“ vorzubereiten. So wurden an der Uniklinik Bonn innerhalb weniger Tage mehrere Hundert Medizinstudierende als studentische Hilfskräfte angestellt. Ich wurde beispielsweise der Notaufnahme der Kinderklinik zugeteilt. Dort geht es aktuell allerdings eher ruhiger zu als sonst. Andere unterstützen Test-Zentren oder die Feld-Forschung in Heinsberg. Die Hilfsbereitschaft unter den Studierenden ist enorm. Wie sich die Mitarbeit jedoch mit dem Semester vereinbaren lässt und wie ein Semester überhaupt aussehen könnte, ist noch offen. In einem ersten Schritt wurde der Semesterbeginn um zwei Wochen verschoben. Seminare werden auf Online-Formate umgestellt und für die Blockpraktika arbeitet man an „kreativen Lösungen“. Wenngleich betont wird, dass man Studienverzüge unbedingt verhindern wolle, bin ich verunsichert. Ob ich nach diesem Semester zum Staatsexamen zugelassen werde oder ob es überhaupt ein Staatsexamen geben wird, lässt sich gerade nicht voraussehen.

Wie erlebt Ihr das Studium der Humanmedizin? Schreibt mir an medizinstudium(at)aekno.de.