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InterKultKom: Fortbildungen für eine kultursensible und interprofessionelle Gesundheitsversorgung

20.09.2019 Seite 25
RAE Ausgabe 10/2019

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 10/2019

Seite 25

Ende August fand das interprofessionelle, sektorenübergreifende und die Kultursensibilität fördernde Modellprojekt „InterKultKom“ mit einem Symposium im Haus der Ärzteschaft seinen Abschluss.

von Vasiliki Böllinghaus-Nikolaou und Martina Levartz

An dem Modellprojekt, das die Robert Bosch Stiftung gefördert hat, beteiligten sich die Ärzte- und Zahnärztekammer Nordrhein, die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein, die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V., der Pflegerat NRW und der Verband medizinischer Fachberufe e.V. Mit der Umsetzung war das von Ärztekammer und Kassenärztlicher Vereinigung getragene Institut für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein (IQN) betraut. Für die Evaluation zeichnet die Universität Witten/Herdecke verantwortlich.


Im Rahmen einer neu entwickelten Fortbildungsreihe wurden Akteure aus den unterschiedlichen Bereichen des Gesundheitswesens (z. B. Ärzte, Pflegende, MFA, ZFA) mit dem Ziel der Förderung der Kommunikation und kultursensibler Handlungskompetenzen in der Gesundheitsversorgung sektorübergreifend und regional gemeinsam geschult. Auf einem Symposium im Haus der Ärzteschaft verdeutlichte Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, dass die Stärkung der transkulturellen Kompetenz und der kultursensiblen Kommunikation in der Gesundheitsversorgung sowohl für die Patienten als auch für die im Gesundheitswesen Tätigen sehr wichtig ist und gezielt gefördert werden sollte. Professor Dr. Susanne Schwalen, Geschäftsführende Ärztin der Ärztekammer Nordrhein, dankte allen Initiatoren, Mitarbeitern und Schulungsteilnehmern des Modellprojekts für ihre Arbeit.


Projekte wie InterKultKom können dazu beitragen, die transkulturelle Kompetenz der im Gesundheitswesen tätigen Professionen zu verbessern, die interprofessionelle und sektorale Zusammenarbeit zu stärken und damit sowohl die Zufriedenheit der Patienten als auch der beteiligen Professionen im Gesundheitswesen zu erhöhen. Professor Dr. Hacı-Halil Uslucan, Direktor des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung an der Universität Duisburg-Essen, betont, es gebe neben möglichen kulturspezifischen Unterschieden auch viele kulturenübergreifende Werte. Uslucan machte deutlich, dass Offenheit und Neugier auf das Gegenüber, ein genaues Hinsehen und sensibles Hinterfragen für ein besseres transkulturelles Verständnis notwendig sind. Gerade im Gesundheitswesen sei dies wichtig, um kulturelle Unterschiede nicht nur als Hindernis, sondern auch als Ressource zur Verbesserung des Behandlungserfolges einsetzen zu können.

Kultursensibles Handeln ist ein Qualitätsmerkmal

Nach kurzer Vorstellung des Projektes InterKultKom durch die Verfasserinnen, die das Projekt geleitet haben, sprachen Vertreter der beteiligten Institutionen, Mitglieder der Arbeitsgruppe und Schulungsteilnehmer in einer Podiumsdiskussion (Moderation: Stefanie Theiß von der Kooperationsberatung für Selbsthilfegruppen, Ärzte und Psychotherapeuten, KOSA) über Projektergebnisse und Herausforderungen. Wissen über einen kultursensiblen Umgang und Kommunikation gehörten in die Aus- und Weiterbildung von Ärzten und seien ein Qualitätsmerkmal in der medizinischen Versorgung, so Kammerpräsident Henke. Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein Westfalen, führte aus, dass gerade für den „Hot Spot“ Notfallaufnahme der Krankenhäuser ein kultursensibles Handeln aller Mitarbeiter, auch untereinander, gefragt ist und eine Förderung entsprechender Weiterbildungen der Mitarbeiter „Chefsache“ sei.
Miguel Tamayo, Abteilungsleiter Strategische Datenanalysen und Gesundheitspolitik NRW der KV Nordrhein, wies darauf hin, dass es wichtig sei, Patienten aus unterschiedlichen Kulturkreisen nicht vorschnell zu kategorisieren („Kulturfalle“). Dies gefährde die notwendige Offenheit im Umgang mit dem Patienten und könne dazu führen, dessen Nöten und Bedürfnissen nicht gerecht zu werden. Eindrücklich beschrieben Schulungsteilnehmerinnen und -teilnehmer wie Lena Dizim, Case-Managerin, Rhein-Maas Klinikum Würselen, der Aachener Hausarzt Dr. Andreas Scheid und Dr. med. dent. Thomas Heil, stellvertretender Bezirksstellenvorsitzender der Zahnärztekammer Nordrhein, welche für ihr Berufsleben wertvollen Erfahrungen sie in den Schulungen sammeln konnten. Die „Steigerung der Menschlichkeit und Sensibilität“, die „Verbesserung der sektoralen Vernetzung“, die „Schaffung eines Integrationsprojektes in sich selbst“ und die Erlangung der „Zusatzkompetenz Kultursensibilität“ sind nur einige wichtige Punkte, die herausgestellt wurden.

Serin Alma, Vertreterin des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V., sowie Birge von Borstel, Vertreterin des Pflegerates NRW, beide Mitglieder der Arbeitsgruppe, wiesen darauf hin, dass es oft das Pflegepersonal und die Medizinischen und Zahnmedizinischen Fachangestellten sind, die den ersten und letzten Kontakt mit dem Patienten pflegen. Interprofessionelle Schulungen zur Förderung der Kultursensibilität seien zur Unterstützung ihres Arbeitsalltags enorm wichtig und würden mehr Sicherheit im Umgang mit Patienten aus anderen Kulturen mit sich bringen.Norbert Krumm, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrstuhls für Palliativmedizin des Universitätsklinikums Aachen, stellte das Projekt „OpTEAMal“ vor, in welchem Schulungsinhalte aus dem Projekt InterKultKom in die gemeinsame Ausbildung von Medizinstudenten und Pflegeschülern integriert werden.


Dr. med. Martina Levartz, MPH ist Geschäftsführerin des Instituts für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein (IQN), Dr. Vasiliki Böllinghaus-Nikolaou ist Referentin im IQN.

Kontakt für Interessenten
Die Schulungsmodule des Projektes stehen allen Interessierten zur Verfügung, Kontakt via:
Dr. Martina Levartz, MPH
iqn(at)aekno.de, Tel.: 0211 4302 2750