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Gesundheits- und Sozialpolitik

Neue Ideen für Gesundheit und Pflege im Ruhrgebiet

16.07.2019 Seite 18
RAE Ausgabe 8/2019

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 8/2019

Seite 18

Futuristischer Rahmen: Das Themenforum der Ruhr-Konferenz zu Gesundheit und Pflege fand im SANAA-Gebäude auf Zeche Zollverein statt. © Fabian Strauch/FUNKE Foto Services
Nordrhein-Westfalen will mit einer Ruhr-Konferenz neue Impulse für die Entwicklung im Revier geben. Dabei geht es auch um die gesundheitliche und pflegerische Versorgung.

von Ulrich Langenberg

Ende 2018 wurde Deutschlands letzte Zeche im Ruhrgebiet geschlossen. Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen hat sich im gleichen Jahr entschlossen, den Strukturwandel im größten Ballungsraum Deutschlands noch einmal neu in den Blick zu nehmen. „Die Ruhr-Konferenz“, so die offizielle Verlautbarung der Landesregierung, „ist als Veränderungsprozess angelegt mit dem Ziel, das Ruhrgebiet zu einer erfolgreichen, wettbewerbsfähigen und lebenswerten Metropolregion im digitalen Zeitalter zu entwickeln.“ 
In einer ersten Phase beraten 20 sogenannte „Themenforen“ zu Bereichen wie Verkehr, Bildung, Arbeit, Stadtplanung, Energie und Tourismus – und auch zu Gesundheit und Pflege. Die Themenforen sollen Projekte vorschlagen. Die Entscheidung darüber, welche Maßnahmen konkret umgesetzt werden, trifft am Ende die Landesregierung.
Anfang Juli kamen nun rund 200 Vertreter aus allen Bereichen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung im Ruhrgebiet zum Themenforum „Gesundheit und Pflege“ zusammen. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann machte schon zu Anfang deutlich, welche Perspektive für ihn ausschlaggebend ist: Die weitere Entwicklung müsse sich ausschließlich an den Belangen der Patientinnen und Patienten orientieren. Deswegen wolle er die neue Rolle der Länder in der Bedarfsplanung für die ambulante ärztliche Versorgung entschieden nutzen. Er werde die erheblichen Unterschiede – viele Ärzte in städtischen Zentren, zu wenige im ländlichen Raum und in benachteiligten Stadtteilen – nicht länger hinnehmen und sei bereit, dafür auch Konflikte einzugehen.
Bei der Reform der Krankenhausplanung und -finanzierung sehe er Nordrhein-Westfalen auf dem richtigen Weg in Richtung einer stärkeren Spezialisierung und Zentralisierung: „Gerade im Ballungsgebiet Ruhrgebiet brauchen wir mehr Kooperationen und Schwerpunktsetzungen der Krankenhäuser und medizinischen Einrichtungen.“

Die Diskussion hat erst begonnen

Kern des Themenforums waren 24 Diskussionsrunden (sogenanntes World-Café-Format) zu zehn Themenschwerpunkten. Unter anderem wurden die Krankenhausplanung und -förderung, die Zusammenarbeit von Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen sowie die Ausbildungsstrukturen und die Gewinnung von Beschäftigten für die Pflegeberufe thematisiert.
Die Ergebnisse sollen die Basis für die weitere Arbeit auf dem Weg zu konkreten Projektvorschlägen sein. Die Landesgesundheitskonferenz von Nordrhein-Westfalen wird in diesen Prozess mit einbezogen. Sie wird in diesem Jahr keine gesonderte Entschließung verabschieden. Stattdessen hat sie sich schon unmittelbar nach dem Ende des Themenforums erstmals mit dessen Ergebnissen befasst. Ziel sind Empfehlungen, die letztlich nicht nur für das Ruhrgebiet relevant sind, sondern exemplarisch auch für ganz Nordrhein-Westfalen Bedeutung haben. Bis zur schriftlichen Formulierung dieser Empfehlungen im kommenden Jahr werden also noch manche Diskussionen zu führen sein.
Ärztekammer und Kassenärztliche Vereinigung in Nordrhein werden sich in diese Gespräche engagiert einbringen. Die Vorsitzenden der Kreis- und Bezirksstellen beider Körperschaften aus dem Ruhrgebiet haben sich bereits im Vorfeld des Themenforums zu einem intensiven Austausch getroffen und erörtert, welche Haltungen gemeinsam mit Blick zum Beispiel auf die Bedarfsplanung, die Krankenhausversorgung und eine bessere sektorenübergreifende Zusammenarbeit vertreten werden sollen. Über eins waren sich alle einig: Veränderungen können nur gelingen, wenn man das Gespräch mit denen sucht, die „vor Ort“ die Versorgung gewährleisten.
Das Themenforum war dazu ein Auftakt, aber die Gespräche und Diskussionen haben damit erst begonnen. Welche Aspekte sollten aus Ihrer Sicht dabei besonders betont werden? Wo sehen Sie die größten Probleme? Welche erfolgreichen und nachahmenswerten Projekte kennen Sie? Wie sollte sich Ihre Ärztekammer positionieren? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an ruhrkonferenz@aekno.de. 

Ulrich Langenberg ist Geschäftsführender Arzt der Ärztekammer Nordrhein.