Neben ihrem Beruf engagieren sie sich ehrenamtlich für ihre Kolleginnen und Kollegen: Kreis- und Bezirksstellenvorsitzende der Ärztekammer Nordrhein. Doch was machen die Vorsitzenden eigentlich und warum? Diese Fragen stellten wir Dr. Dirk Mecking, Vorsitzender der Bezirksstelle Duisburg, in unserer Reihe „Mein Engagement“.
RhÄ: Was steht auf Ihrem Schreibtisch?
Mecking: Viele Papiere, viele Anfragen und sonstige Sachen, die ich zwischendurch lesen und bearbeiten muss. Meine Medizinischen Fachangestellten empfinden meinen Schreibtisch immer als ‚relativ unaufgeräumt‘(lacht).
RhÄ: Wie war das damals, als Sie sich entschieden, Medizin zu studieren?
Mecking: Es war eigentlich tragisch, denn die Entscheidung für das Medizinstudium fiel, nachdem mein Vater mit 50 Jahren an Magenkrebs verstarb. Ich sagte damals: Ich erfinde etwas gegen Krebs! Das hat natürlich nicht geklappt, aber es brachte mich zur Medizin. Während meines Studiums an der Heinrich-Heine-Universität wurde mir schnell klar, dass nicht alles nach dem Willen und Zwang der Menschen geschehen kann.
Nach der Weiterbildung entschied ich mich für eine Niederlassung, weil ich merkte, dass man in den Kliniken eine Ellenbogen-Mentalität anwenden musste – das lag mir nicht. Anfangs fehlte mir dann allerdings der enge Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen. Einige ältere niedergelassene Ärzte nahmen mich dann mit zum Stammtisch: Dort wurden wichtige Informationen ausgetauscht und Geschichten erzählt – das hat mir sehr gut gefallen. Als Hausarzt besteht ein engerer Kontakt zu den Patienten. Man betreut sie meist generationsübergreifend und ist Teil ihres Lebens.
„Das Gesundheitswesen ist wie ein großer Tanker, der schwer umzulenken ist – Veränderungen brauchen daher Zeit.“
RhÄ: Was hat Sie dazu bewegt, sich ehrenamtlich in der Ärztekammer zu engagieren?
Mecking: Wir haben als Ärzteschaft das große Glück, eine eigenständige Selbstverwaltung zu haben. Ich finde, wenn man die Chance hat, sich selbst administrieren zu können, dann sollte man auch etwas bewegen wollen. Der Aufhänger bei mir, wie bei vielen anderen, war, dass etwas nicht so lief, wie ich es mir vorstellte. Dann muss man sich durch Gremien und Instanzen ‚durchwuseln‘ und eigene Ideen einbringen. Das Gesundheitswesen ist wie ein großer Tanker, der schwer umzulenken ist – Veränderungen brauchen daher Zeit. Ein Richtungswechsel kann dann schon mal zwanzig Jahre dauern. Ich sehe heute, wie das, was ich vor einigen Jahren angestoßen habe, realisiert wird.
Mir ist um unsere Selbstverwaltung nicht bange, die jungen Kolleginnen und Kollegen haben genug Durchsetzungsvermögen, um die Arbeit voranzutreiben, und sind ehrgeizig. Dieser Eindruck, dass für junge Ärztinnen und Ärzte nur Urlaub und Lebensfreuden zählen, ist völlig falsch. Sicherlich haben diese Dinge einen höheren Stellenwert als noch für meine Generation. Man muss in diese Kammerarbeit auch erst hineinwachsen. Die junge Generation muss erst noch Erfahrungen sammeln. Aber wenn man sich heutzutage die Schulkinder ansieht, die auf der Straße demonstrieren und für unser aller Zukunft und Welt kämpfen, dann sind wir doch auf einem guten Weg.
RhÄ:Mit welchen Themen befassen Sie sich typischerweise in einer Sitzung Ihrer Bezirksstelle?
Mecking: Unsere guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Kreisstellen regeln den Großteil der alltäglichen Aufgaben und bereiten immer schon alles vor. Dann kann sich die Bezirksstelle mit den eher übergeordneten Themen wie den Medizinischen Fachangestellten oder der Krankenhausplanung befassen. Wir setzen hier in Duisburg auf Zusammenarbeit.
RhÄ: Was überwiegt in Ihrem Amt als Bezirksstellenvorsitzende: Pragmatismus oder Idealismus?
Mecking: Die täglichen Verwaltungsaufgaben müssen sehr pragmatisch und unbürokratisch erledigt werden. In der Selbstverwaltung ist aber auch Idealismus gefragt, denn es prasselt von überall auf einen ein – Politik, Kolleginnen und Kollegen, Institutionen oder Patienten – jeder hat eine Meinung.
RhÄ: Was verbinden Sie mit Duisburg?
Mecking: Duisburg ist meine Heimatstadt. Ich finde, sie ist die schönste Stadt Deutschlands, dass muss ja auch mal jemand sagen. Die Stadt ist zu Unrecht so verschrien. Wir freuen uns zwar über die Schimanski-Tatorte, aber wir haben auch noch andere Ecken hier, wo es sich gut leben lässt und man nicht gleich umgebracht wird (lacht).
Das Interview führte Vassiliki Latrovali.