Seit dem 19. Februar ist im Zweiten Deutschen Fernsehen die zweite Staffel der Serie „Charité“ zu sehen, die in der Zeit des Nationalsozialismus am Ende des Zweiten Weltkrieges spielt. Sie erzählt rund um die Hauptfigur, den Chirurgen Ferdinand Sauerbruch, die Auswirkungen der nationalsozialistischen Ideologie auf das Leben und Arbeiten an Deutschlands bekanntester Klinik. Die Geschichten drehen sich – im Rahmen des auf Unterhaltung angelegten Formats – auch um rassistische Personalpolitik und „Medizin“. Und ihre Protagonisten.
Wer sich nicht mit dem fiktiven, sondern dem realen Geschehen in dieser Zeit beschäftigen möchte, kann das in diesen Wochen im Düsseldorfer Haus der Ärzteschaft tun. Bis zum 15. April ist dort die Wanderausstellung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGGPN) zu sehen, die vor einigen Jahren schon mal im Düsseldorfer Landtag Station machte.
„Die Ausstellung wurde erstmals 2014 im Deutschen Bundestag unter Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck (a. D.) eröffnet und war seither national und international an mehr als 48 Orten“, sagt Professor Dr. Frank Schneider. Der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende der Uniklinik Düsseldorf ist Initiator der Ausstellung, die „aufklären und informieren, aber auch einen Raum für Erinnerung schaffen soll. Sie erreicht mehr Menschen als eine Gedenkstätte.“ Die Wanderausstellung richtet sich gezielt an ein breites Publikum. Mehr als 350.000 Menschen haben sie inzwischen besucht.
Die Ausstellung versucht, das Unsagbare fassbar zu machen: Bis zu 400.000 Menschen wurden zwischen 1933 und 1945 zwangssterilisiert, mehr als 200.000 wurden ermordet. Bei der Selektion der Patienten wurde der vermeintliche „Wert“ des Menschen zum leitenden Gesichtspunkt – und damit zum roten Faden der Ausstellung. Ärzte, Pflegende und Funktionäre urteilten nach Maßgabe von „Heilbarkeit“, „Bildungsfähigkeit“ oder „Arbeitsfähigkeit“ über die ihnen Anvertrauten. Dabei fand die Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung auffälliger, störender und kranker Menschen innerhalb des damaligen Anstalts- und Krankenhauswesens statt. Wie es dazu kommen konnte und was das im Einzelfall bedeutete, erzählt die sehenswerte Ausstellung.
Weitere Infos unter www.kvno.de/termine und www.dgppn.de/ausstellungen. Katalog: Schneider, Frank, Lutz, Petra. erfasst, verfolgt, vernichtet. Kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus. Springer, Berlin, 2014. Ein Katalog in leichter Sprache kann auf der Website heruntergeladen werden.