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Dr. Michael Rado, Rhein-Erft-Kreis - „Die Radiologie ist ein Fach für neugierige Leute“

21.12.2018 Seite 63
RAE Ausgabe 1/2019

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 1/2019

Seite 63

Dr. Michael Rado möchte mit seiner ehrenamtlichen Tätigkeit für die Kammer, die überhandnehmende Bürokratie bremsen. © privat

Neben ihrem Beruf engagieren sie sich ehrenamtlich für ihre Kolleginnen und Kollegen: Kreis- und Bezirksstellenvorsitzende der Ärztekammer Nordrhein. Doch was machen die Vorsitzenden eigentlich und warum? Diese Fragen stellten wir Dr. Michael Rado, Vorsitzender der Kreisstelle Rhein-Erft, in unserer Reihe „Mein Engagement“.

RhÄ: Was steht auf Ihrem Schreibtisch?
Rado: Ich habe gar keinen eigenen Schreibtisch. Auf unseren Schreibtischen hier in der Radiologie stehen die großen Monitore und die Akten wichtiger oder interessanter Fälle, da ist dann nicht mehr viel Platz für Persönliches. Aber meinen Bereich erkennt man an den Süßigkeiten – die sind für die Begleitung. Denn wenn jemand meine Patienten hierher begleitet, bedanke ich mich dafür. Handelt es sich bei meinen Patienten um Kinder, erhalten diese natürlich die Süßigkeit, auch wenn sie als Begleitperson der Eltern mitkommen und schon über 50 sind. Kind bleibt Kind, egal wie alt.

RhÄ: Wie war das damals, als Sie sich entschieden, Medizin zu studieren?
Rado: Eigentlich wollte ich Psychiater werden. Damals gab es laut Abiturientenkalender drei Möglichkeiten zum Studium: über Medizin, Philosophie oder Religion. Meine Eltern rieten mir, Medizin zu wählen. Damit könnte man immer etwas machen, selbst wenn es mal problematisch werden sollte im Leben. Im Rahmen meines Studiums kam ich dann nach Wien und besuchte die Vorlesungen vieler berühmter Psychiater. Da hab ich gemerkt, das ist nichts für mich. Dann wollte ich Internist werden. Für die Innere Medizin brauchte man ein Jahr Radiologie. In der Uniklinik stellte ich fest, dass diejenigen, die dieses Jahr am Ende absolvierten, darüber unglücklich waren, also beschloss ich, die Radiologie direkt am Anfang zu erledigen. Ich suchte eine Stelle in Köln, an der ich promovieren konnte. Erst war ich Strahlentherapeut, danach noch diagnostischer Radiologe. Ich finde, die Radiologie ist ein Fach für neugierige Leute: Man entdeckt etwas, was nicht offensichtlich ist.

RhÄ: Was hat Sie dazu bewegt, sich ehrenamtlich in der Ärztekammer zu engagieren?
Rado: Ein Freund und Kollege war damals Kreisstellenvorsitzender der KV und sagte zu mir: „Mach du doch die Ärztekammer.“ Seit 1997 bin ich Kreisstellenvorsitzender und Mitglied der Kammerversammlung, denn schon damals störte mich diese Regelungswut, die auch in der Berufspolitik vorherrscht. Alle meinen etwas regeln zu müssen, anstatt die Menschen leben zu lassen. Es geht mir in meiner ehrenamtlichen Tätigkeit für die Kammer besonders darum, die überhandnehmende Bürokratie zumindest teilweise zu bremsen.

„Wir kümmern uns auch um den Ärztemangel hier im Rhein-Erft-Kreis, suchen Lösungsansätze und planen zukunftsorientiert.“

RhÄ: Mit welchen Themen befassen Sie sich typischerweise in einer Sitzung Ihrer Kreisstelle?
Rado: Wir beschäftigen uns mit den üblichen Problemen wie Beschwerdemanagement, Notdiensteinteilungen und allem, was organisatorisch noch so anfällt. Seit einigen Jahren befassen wir uns intensiv mit der Verbundweiterbildung, das geschieht gemeinsam mit Herrn Menzel, dem Leiter der Weiterbildungsabteilung der Ärztekammer Nordrhein, von dessen Arbeit wir begeistert sind. Wir kümmern uns auch um den Ärztemangel hier im Rhein-Erft-Kreis, suchen Lösungsansätze und planen zukunftsorientiert. Im Mai dieses Jahres kam dann die neue Datenschutzgrundverordnung, die bei allen Kolleginnen und Kollegen viele Fragen aufwarf. Wir haben schnell gehandelt und binnen zehn Tagen eine Fortbildung aufgestellt, zu der über 200 Interessierte kamen. Daraus folgten mehrere Veranstaltungen zur DSGVO, die die Ärztekammer Nordrhein organisierte.

RhÄ: Was überwiegt in Ihrem Amt als Kreisstellenvorsitzender: Pragmatismus oder Idealismus?
Rado: Der pragmatische Idealismus und der idealistische Pragmatismus halten sich bei mir die Waage. Leider muss ich sagen, dass ich meine Ziel noch nicht erreicht habe, Bürokratie und Regelungswut abzuschaffen. Zumindest nicht in der Art, in der ich es mir mal vorgestellt habe.

RhÄ: Was verbinden Sie mit dem Rhein-Erft-Kreis?
Rado: Der Rhein-Erft-Kreis stellt meine Lebensgrundlage dar. Ich bin seit über 40 Jahren hier niedergelassen und wäre nicht so lange geblieben, würde es mir nicht gefallen. Außerdem gibt es hier in Bergheim viele, viele nette Menschen und es liegt sehr nah an Köln, wo ich wohne. Wenn die anderen morgens im Stau stehen, weil sie in die Stadt rein wollen, fahre ich entspannt raus nach Bergheim.

Das Interview führte Vassiliki Latrovali.


Seit über vierzig Jahren ist der Facharzt für Strahlentherapie und Radiologie Dr. Michael Rado in Bergheim niedergelassen. Nach seinem Medizinstudium und der Approbation 1978 promovierte er in Köln, wo er heute noch lebt. Seit 1997 ist Rado sowohl Mitglied der Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein als auch Vorsitzender der Kreisstelle des Rhein-Erft-Kreises.