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Zertifizierte Kasuistik "Strangförmige Verhärtungen im Bereich der Mamma"

Weiterführende Informationen und Differentialdiagnostik zur Zertifizierten Kasuistik "Strangförmige Verhärtungen im Bereich der Mamma"

von Robert Kreuzpointner

Inhaltsübersicht

Definition und Epidemiologie

Klinisches Bild und Diagnostik

Bildgebende Untersuchungen

Umfelddiagnostik

Therapie

Fazit

Literatur

 


Definition und Epidemiologie

Der Morbus Mondor ist eine gutartige, selbstlimitierende Erkrankung der Brust, an der überwiegend Frauen erkranken. Der französische Chirurg Henri Mondor beschrieb sie 1939 als Thrombophlebitis oberflächlicher Venen der Brust und der vorderen Thoraxwand [1]. Seit dieser Erstbeschreibung wurde die Definition dieser Erkrankung weiter ausgedehnt, so dass nicht mehr nur Thrombophlebitiden der Vena thoracoepigastrica und der Vena epigastrica superior, sondern auch die der Vena thoracica lateralis, die in die Vena axillaris mündet, und die der oberflächlichen Vena dorsalis penis, die als sogenannter peniler Morbus Mondor bezeichnet wird, zu dieser Erkrankungsform gezählt werden [2]. Insgesamt handelt es sich um eine seltene Erkrankung, über die in der aktuellen Literatur nur wenige Fallberichte zu finden sind [3]. In einer aktuellen Recherche in der Datenbank pubmed.gov finden sich weniger als 500 beschriebene Fälle unter dem Stichwort Mondor’s disease.

Abbildung 1: Duplexsonographische Beurteilung einer strangförmigen subkutanen Verhärtung. Quelle: Angiologie, Benedictus Krankenhaus, Tutzing

Abbildung 1: Situs unterhalb der linken Mamma. Es sind vier subkutan verlaufende Stränge zu erkennen.
Foto: Angiologie, Benedictus Krankenhaus, Tutzing

Klinisches Bild und Diagnostik

Die Diagnose eines Morbus Mondor der oberflächlichen Brustvenen erfolgt anhand der Anamnese und der körperlichen Untersuchung. Obwohl es nur wenige beschriebene Fälle in der Literatur gibt, fanden sich in 50 Prozent der Fälle als prädisponierende Faktoren ein Trauma oder eine mechanische Einwirkung (wie im vorliegenden Fall durch den Push-up-BH), ein vorangegangener chirurgischer Eingriff, eine Infektion (wie im vorliegenden Fall), Entzündung, übermäßige körperliche Aktivität, Arthritis oder (in seltenen Fällen) ein Mammakarzinom [4]. Auch an eine stattgefundene Radiatio, eine Polycythämia vera oder Polyglobulie ist zu denken. Der Morbus Mondor kann auch im Rahmen einer Schwangerschaft auftreten. Bei der körperlichen Untersuchung lassen sich typischerweise einzelne oder mehrere derbe Stränge (in der Literatur auch als „Eisendrahtphlebitis“ beschrieben) tasten. Diese können linear oder verzweigt verlaufen. Gemeinsam ist diesen Gefäßveränderungen, dass man sie als oberflächliche, derbe, schmerzhafte Stränge tasten kann. Gelegentlich zeigt der Lokalbefund eine rötliche oder violette Verfärbung der über den betroffenen Venen liegenden Haut [1].

Bildgebende Untersuchungen

Ergänzend zu Anamnese und körperlicher Untersuchung bietet sich die Farbduplexsonographie oder Kompressionssonographie an, um den Verdacht auf Morbus Mondor zu sichern.

Abbildung 2: Duplexsonographische Beurteilung einer strangförmigen subkutanen Verhärtung. Quelle: Angiologie, Benedictus Krankenhaus, Tutzing

Abbildung 2: Duplexsonographische Beurteilung einer strangförmigen subkutanen Verhärtung.
Es zeigt sich ein echoarmes Lumen, das auf Sondendruck wegen einer Thrombophlebitis mit
Thromben im Gefäßlumen nicht komprimierbar ist.
Quelle: Angiologie Benedictus Krankenhaus, Tutzing


Farbduplexsonographie/Kompressionssonographie

Die strangförmigen Verhärtungen stellen sich duplexsonographisch als venöse Gefäße dar, die auf Sondendruck nicht komprimierbar sind. Auch ein intraluminaler Fluss lässt sich im Farbdoppler nicht nachweisen. Sonographisch zeigt sich somit das Bild einer (Thrombo-) Phlebitis. (ergänzender Kommentar: Auch mittels Mammographie lässt sich eine Thrombophlebitis der Brustvenen darstellen und vom erfahrenen Untersucher erkennen [5]).

Umfelddiagnostik

Aufgrund der vorbeschriebenen möglichen prädisponierenden Faktoren sollte eine entsprechende Umfelddiagnostik erfolgen. Dazu zählten im vorliegenden Patientenfall Laboruntersuchungen, um eine akute Influenza B Infektion, wie sie Anfang des Jahres 2018 gehäuft in Deutschland aufgetreten war, auszuschließen. Ferner empfahlen wir der Patientin eine Mammographie beziehungsweise eine detaillierte Untersuchung der Mamma mittels Sonographie oder MRT zum Ausschluss eines Mammakarzinoms.

Therapie

Da der Morbus Mondor im Hinblick auf die wenigen Fallbeschreibungen zu den seltenen Erkrankungen gezählt werden muss, gibt es nur wenig Evidenz zu den therapeutischen Optionen. Die Erkrankung heilt meist nach zwei bis acht Wochen folgenlos aus; eine Antikoagulation in prophylaktischer oder therapeutischer Dosierung ist somit nicht erforderlich. Gelegentlich wird eine symptomatische Therapie mit nicht-steroidalen Antirheumatika empfohlen. Weitere, wenn auch seltene Therapieoptionen stellen die Antibiotikagabe (insbesondere beim penilen Morbus Mondor), die chirurgische Entfernung der Venenstränge sowie die Lymphdrainage dar [2].

Fazit

Im vorbeschriebenen Fall scheint der Morbus Mondor der oberflächlichen Brustvenen am ehesten aufgrund der Kombination einer ungünstigen mechanischen Einwirkung durch den Push-up BH und einem grippalen Infekt aufgetreten zu sein.


Literatur

  1. Mondor H. Tronculite‘ sous cutanee’ subaigue de la paroi thoracique antero laterale. Memoires Acad de Chir 1939; 65: 258-271.
  2. Laroche JP, Galanaud J, Labau D, et al. Mondor's disease: what's new since 1939? Thromb Res 2012; 130 Suppl 1:S56.
  3. Pasta V, D'Orazi V, Sottile D, et al. Breast Mondor's disease: Diagnosis and management of six new cases of this underestimated pathology. Phlebology 2015; 30:564.
  4. Chiedozi LC. Mondor’s disease. Relationship to use of body girdle. Trop Geogr Med 1990;42:162.
  5. Yanik B, Conkbayir I, Oner O, Hekimoğlu B. Imaging findings in Mondor's disease. J Clin Ultrasound 2003; 31:103.