Weiterführende Informationen und Differentialdiagnostik zur Zertifizierten Kasuistik "Geriatrische Reha-Patientin nach Mediateilinfarkt "
wissenschaftlich begleitet von Malte Ludwig, Chefarzt der Abteilung Angiologie und Phlebologie am Krankenhaus Tutzing.
von Holger Petersen
Inhalt
Barthel-Index nach Geriatrischer Rehabilitation (Abbildung 2)
Erläuterungen zur Kasuistik
In einer Abteilung für Geriatrische Rehabilitation werden Patienten in höherem Lebensalter behandelt, die nach einer schweren Erkrankung, Verletzung oder nach Verschlechterung einer chronischen Erkrankung wieder in die Lage versetzt werden sollen, ein möglichst selbständiges Leben zu führen. Die gesetzliche Grundlage ist der § 111 SGB V.
Es werden typischerweise multimorbide Patienten über 65 Jahren behandelt mit einem Barthel-Index zwischen 30 und 70 Punkten.
Typische Erkrankungen, die eine Geriatrische Rehabilitation notwendig machen können sind:
- Schlaganfall,
- Herzinfarkt,
- Frakturen,
- Gelenksersatzoperationen,
- Lungenentzündung,
- Morbus Parkinson,
- Diabetes mellitus,
- Demenz,
- Durchblutungsstörungen,
- Depression,
- Stoffwechselerkrankungen,
- ein Zustand nach schwerer Operation oder
- eine Krankheit mit erschwerter oder verzögerter Erholungsphase.
Ziel der Geriatrischen Rehabilitation ist,
- die Selbständigkeit des Patienten wieder zu verbessern,
- eine weitere häusliche Versorgung wieder zu ermöglichen,
- die Mobilität zu verbessern und
- eine Verbesserung im ADL-Bereich (activities of daily living) zu erreichen.
Es existieren typische sogenannte Geriatrische Assessments mit deren Hilfe das Ausmaß der Funktionsstörungen eines Patienten dargestellt werden können.
Typische Geriatrische Assessments sind z. B.:
- der Barthel-Index,
- der Mini-Mental-Status Test (MMST),
- der Timed-up-and-go Test,
- der Handgrip-Test und
- der FIM ( Functional Independence Measure).
Diese Assessments werden typischerweise bei Beginn und am Ende der stationären Geriatrische Rehabilitation erhoben. Anhand einer Verbesserung der Punktwerte lässt sich eine erfolgreiche Rehabilitationsbehandlung objektiv darstellen. Dies dient auch als Qualitätsnachweis gegenüber den Krankenkassen.
Zu den typischen Behandlungsarten einer Geriatrischen Rehabilitation gehören:
- Individuelle ärztliche
Betreuung:
Bei der Aufnahmeuntersuchung werden der aktuelle Gesundheitszustand und die medikamentöse Therapie erfasst. Zur Beurteilung des Verlaufs und Anpassung der Medikation erfolgen regelmäßige Visiten und Besprechungen im therapeutischen Team. - Aktivierende Pflege:
Neben der pflegerischen Grundversorgung steht die Förderung der Selbständigkeit im Mittelpunkt der Patientenbetreuung. - Physiotherapie:
Das Wiedererlernen oder Verbessern von Bewegungen, die infolge von Krankheiten oder Verletzungen beeinträchtigt wurden, sowie die Mobilisation nach Operationen und Schlaganfällen sind die Hauptgebiete der Physiotherapie. - Ergotherapie:
Bei der Ergotherapie stehen funktionelle Abläufe, kognitives und sozialkommunikatives Training sowie die Schulung der Sinnesorgane im Fokus der Behandlung. - Logopädie:
Neben Sprach- und Sprechstörungen werden in der Logopädie auch Schluckstörungen sowie Lese- und Schreibstörungen behandelt. - Physikalische Therapie:
Wärmeanwendungen, Massage, Lymphdrainage sowie Ultraschall- und Elektrotherapie unterstützen den Heilungsprozess zahlreicher Krankheitsbilder. - Sozialdienst:
Zur Klärung der weiteren häuslichen Versorgung berät und unterstützt der Sozialdienst die Patienten und deren Angehörige hinsichtlich der Pflegeeinstufung und eventueller rechtlicher Fragen.
Im vorliegenden Fall konnte durch die geriatrische Rehabilitation eine deutliche Verbesserung der Mobilität und Selbständigkeit erreicht werden. Dies lässt sich objektivieren durch eine Verbesserung des Barthel-Index von 10 auf 65 Punkte
Barthel-Index nach Geriatrischer Rehabilitation (Abbildung 2)
Die Dauer einer stationären Geriatrischen Rehabilitation beträgt in der Regel 3 – 4 Wochen. Bei medizinischer Notwendigkeit kann bei den Leistungsträgern (Krankenkassen) eine Verlängerung von 1 –2 Wochen beantragt werden.
Um die ärztliche Qualifikation zur Leitung einer Geriatrischen Rehabilitationsabteilung zu erlangen, ist eine Facharztanerkennung als Allgemeinmediziner, Internist oder Neurologe notwendig und eine zusätzliche 11/2 –jährige Weiterbildung im Fach Geriatrie.